Presseaussendung vom 22.4.22

Ignoranz der Politik wird die Probleme nicht lösen, sondern sogar noch verschärfen

Politik und Kasse sind seit Jahren auf dem Holzweg – Angemessene Honorare und Zeit für die Patienten statt Zwang und absurde Ideen sind das Gebot der Stunde

„Ich kann mich nur noch wundern, dass die Argumentation der ÖGK vor Journalisten unwidersprochen durchgeht“, so Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit anlässlich der jüngsten Äußerungen zum Thema Ärztemangel von Kassenchef Mag. Wurzer. „Wahlärztinnen und Wahlärzte boomen. Das sind klassische Einzelordinationen, die mangels Kassenvertrag das volle wirtschaftliche Risiko tragen. Wie kann man sich über diese Entwicklung beklagen, und gleichzeitig das angeblich nicht mehr gewünschte Einzelkämpfertum und die Angst vor den betriebswirtschaftlichen Aufgaben in einem Ordinationsbetrieb als Hemmschuh für die Niederlassung mit Kassenvertrag vermuten? Das ist absurd.“

Dr. Rückert kennt die Probleme der Kassenärztinnen und Kassenärzte nur zu gut. „Unnötige überbordende Bürokratie, ein veralteter und nicht mehr angemessener Leistungs- und Honorarkatalog sind genau so problematisch wie Politiker und Kassenfunktionäre, die regelmäßig mit derart absurden Vorschlägen und leider teilweise auch deren Umsetzung aufwarten. Wir brauchen angemessene Honorare und müssen weg von der Fünf-Minuten-Medizin. Mal ehrlich: Soll man sich als junger Mensch in der Existenzgründungsphase wirklich in eine Kassenpraxis setzen, wenn man doch regelmäßig von der Politik und der Kasse vermittelt bekommt, dass man eh ein Auslaufmodell mit Ablaufdatum sei?“

Die Politik wäre laut Dr. Rückert gut beraten, einmal auf die Ärzteschaft zu hören wo es brennt. „Ich bin schließlich genau wegen der bestehenden Missstände bei den Ärztekammerwahlen angetreten und hoffe, dass sich sowohl auf landes- als auch auf Bundesebene bei den kommenden konstituierenden Sitzungen die Besetzung und somit Marschrichtung ändert.“ Die Kammer hat aus seiner Sicht leider einige Jahre verschlafen. “Es liegen aus seiner Sicht genügend Vorschläge auf dem Tisch, wie die Tätigkeit in den Kassenordinationen wieder so attraktiv gemacht werden kann, dass eine flächendeckende Besetzung möglich ist.“