Presseaussendung vom 13.5.21

Honorarkatalog neu im niedergelassenen Bereich kann nur über angemessene Honorierung von Einzelleistungen effektiv funktionieren

Die von der ÖGK geforderte Pauschalierung würde die ohnehin schon in Bedrängnis geratene Versorgung zusätzlich verschlechtern und den Ärztemangel noch weiter verschärfen

„Ich kann die jüngste Behauptung der ÖGK nicht nachvollziehen, wonach ein Einzelleistungssystem für viele Ärztinnen und Ärzte abschreckend sei und falsche Anreize setze“, meint Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. „Aus meiner Sicht ist grundsätzlich exakt das Gegenteil der Fall. Abschreckend wirken im bestehenden System lediglich die Vertragsdetails, die sich in den vergangenen Jahren aufgrund miserabel geführter Kassenverhandlungen eingeschlichen haben.“

Dr. Rückert verweist in dieser Angelegenheit auf längst nicht mehr zeitgemäße Tarife, die zusätzlich durch Deckelungen und Limitierungen eingeschränkt sind. Ein weiterer Hemmschuh sind die überbordenden und Zeit fressenden bürokratischen Anforderungen, innerhalb derer man dringend einmal ausmisten müsse. „Wir müssen das System dringend in eine Richtung entwickeln, in der ärztliche Tätigkeit wieder angemessen honoriert wird. Und das kann nur über eine Adaptierung des bestehenden Einzelleistungssystems funktionieren.“

Worin die Verbesserung der Qualität der Versorgung für die Versicherten durch eine Pauschalierung liegen soll, ist für Dr. Rückert in keiner Weise nachvollziehbar. „Wenn man etwa für die Behandlung der Bindehautentzündung eines ansonsten kerngesunden Hobbysportlers das gleiche Geld bekommt wie beispielsweise für eine dreimonatige Komplettbetreuung einer 80jährigen Diabetikerin, dann werden die aufwändigen Fälle in andere Versorgungsebenen verlagert.“

Und das ist medizinisch kontraproduktiv, daher schlecht für die Patientenschaft und auch schlecht für das ganze System. Denn nur wenn ärztliche Leistung angemessen honoriert wird, können die Patientinnen und Patienten auf der Primärversorgungsebene effektiv und noch dazu preiswert behandelt werden. „Und genau das ist der Schlüssel für die Attraktivität und somit die Besetzbarkeit der Kassenstellen, die wir dringend wieder benötigen“, ist Dr. Rückert überzeugt.