Presseaussendung vom 13.11.20

Der Ärztemangel kann gelöst werden – jetzt wird es Zeit, sich rasch an die Arbeit zu machen!

Ärzteumfrage belegt: Eine „Aufwertung der Allgemeinmedizin“ – die sich im Acht-Punkte-Programm des Landes NÖ findet – wird vom Großteil der Kolleginnen und Kollegen als wichtig erachtet. Allerdings müssen dieser leeren Worthülse auch Taten folgen!

„Wir sind für unsere Patientinnen und Patienten da! Unsere Ordinationen waren in der ersten Woche des Teil-Lockdowns flächendeckend geöffnet, obwohl sich fast 20 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen selbst in der Risikogruppe befinden“, so Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. Dies ergab eine am vergangenen Wochenende von der Plattform durchgeführte Online-Umfrage unter 191 Hausärztinnen und Hausärzten in Niederösterreich.

Laut der dabei erhobenen Zahlen kann hochgerechnet werden, dass rund 20 Prozent aller Corona-Testungen in Niederösterreich von den Hausärztinnen und Hausärzten durchgeführt werden. „Da in diesem Zusammenhang auch Krankenbehandlung stattfindet, kann man ganz klar erkennen, dass wir einen großen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten“, so Dr. Rückert weiter. „Und wir würden ihn selbstverständlich auch in der Prävention leisten, beispielsweise bei den Grippeimpfungen. Die Nachfrage ist enorm, aber die verantwortlichen Organisationen glänzen laut Umfrage nicht gerade mit geeigneter Information.“

Moderner Leistungskatalog und angemessene Honorierung

Dr. Rückert erinnert in diesem Zusammenhang an seine nach wie vor aufrechte Forderung an die Politik, die finanziellen Nachteile auszugleichen, die im Frühjahr aufgrund des durch COVID-19 eingeschränkten, aber aufrecht erhaltenen Ordinationsbetriebes bei den Hausärztinnen und Hausärzten entstanden sind. „Auch diesmal zeichnet sich bereits ein Einkommensverlust ab. Wir erkennen leicht überdurchschnittliche Öffnungszeiten bei leicht unterdurchschnittlichem Patientenaufkommen, was wiederum für Nachteile in der Einkommenssituation sorgen wird.“

Die nicht erst seit Corona bestehende mangelnde Wertschätzung der Hausärztinnen und Hausärzte sorgt für einen mittlerweile beängstigenden Ärztemangel, dem die NÖ Landesregierung nun mit einem „Acht-Punkte-Programm“ entgegentreten möchte. „Wir haben diese acht Punkte um zwei Punkte ergänzt und im Rahmen der Umfrage um Bewertung ersucht. Eine „Aufwertung der Allgemeinmedizin“ wird vom Großteil der Kolleginnen und Kollegen hierbei als wichtig erachtet, ist aber leider nur eine inhaltsleere Worthülse“, so Dr. Rückert. „Wie soll die Aufwertung erfolgen? Konkrete Konzepte fehlen noch und müssten rasch erarbeitet werden. Ganz offensichtlich würde dazu ein moderner Leistungskatalog gehören, der die erbrachten Leistungen angemessen honoriert.“

Primärversorgung muss endlich evaluiert werden

Allgemeinmedizin wird aus Sicht von Dr. Rückert für die Betreiber vor allem dann attraktiv, wenn sie komplett angeboten werden kann. „Nämlich auch mit einer Hausapotheke, sodass sich Patienten den Umweg in die Apotheke ersparen. Unter solchen Voraussetzungen dürften wieder mehr Ärzte den finanziell riskanten Schritt in die Selbstständigkeit als Kassenallgemeinmediziner wagen und auch in die Bedarfsregionen, speziell auf dem Land gehen.“

Den geringsten Zuspruch gab es für den Vorschlag, wonach „Gesundheitszentren attraktiver werden sollen“. Die Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit fordert ohnehin schon seit einiger Zeit, dass die Primärversorgungseinheiten – wie ursprünglich auch vereinbart – endlich evaluiert werden. „Denn ich vermute, dass PVE keinen medizinischen Zusatznutzen bieten, aber enormes Geld verschlingen. Nachdem die Evaluierungsgrundlagen ja bereits erhoben sind, sollte es doch ein Leichtes sein, meine Vermutung zu entkräften. Sollte dies jedoch nicht gelingen, muss rasch gegengesteuert werden“, so das Resümee von Dr. Rückert.

Wiener Neustadt, 13.11.2020

Kontakt: Michael Dihlmann, 0664/1449894, info@plattform-freiwilligkeit.at

Details zur Umfrage und Auswertung unter https://plattform-freiwilligkeit.at/wp-content/uploads/2020/11/Auswertung-Umfrage-November-PF.pdf