Gesundheitszentrum in Mauer am Bedarf vorbei?

Ein Projekt dieser Größenordnung würde die gesamte medizinische Infrastruktur der Umgebung gefährden

„In Mauer wird seit mehr als einem Jahr ein Kassenarzt gesucht, aber niemand hat Interesse. Anscheinend passen die Bedingungen des Kassenvertrags dort nicht“, meint Dr. Oliver Rückert, Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. Mauer als Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Amstetten hat mit rund 2.000 Einwohnern zwar genügend potenzielle Patientinnen und Patienten. „Aber es fehlt derzeit beispielsweise die Versorgung mit Medikamenten vor Ort. Das sind schwierige Bedingungen bei Ordinationsgründung, die mit großem wirtschaftlichem Risiko verbunden sind.“

Wo sollen die Patienten herkommen?

Umso erstaunlicher ist aus Sicht von Dr. Rückert, dass gerade dort nun ein „Gesundheitszentrum“ mit einer Öffnungszeit von 12 Stunden pro Tag an sieben Tagen geplant wird. „Um so etwas zu betreiben braucht es mindestens fünf Vollzeitärzte, die im Schnitt Niederösterreichs rund 10.000 Menschen betreuen. Wo diese Patienten herkommen sollen ist mir ebenso schleierhaft wie die Antwort auf die Frage, wo die Kassenverträge für so ein Projekt herkommen sollen.“

Aus Sicht von Rechtsanwalt Mag. Markus Lechner würde so ein Zentrum die gesamte medizinische Infrastruktur in der Umgebung gefährden. „Entscheidend für eine Beurteilung ist jedoch, wer das zahlt. Sollte die Gebietskrankenkasse involviert sein, dann wird wohl zu prüfen sein, in wie weit das mit dem Kassengesamtvertrag und dem Stellenplan in Einklang zu bringen ist. Die umliegenden Allgemeinmediziner würden jedenfalls massiven Schaden nehmen und die zukünftige Nachbesetzung dieser Stellen wäre wohl reine Illusion.“

Keine „Zentren“, sondern gute Bedingungen für alle gefordert

Egal, unter welcher Flagge so ein Zentrum betrieben wird – gute Lösungen für Primärversorgung sehen laut Dr. Rückert anders aus. „Ich gehe daher davon aus, dass so ein Vorpreschen eher dem Wahlkampf geschuldet ist. Für eine medizinisch sinnvolle, finanziell schlanke flächendeckende Versorgung brauchen wir keine wie auch immer gearteten Zentren. Wir brauchen wohnortnahe Einzel- und Gruppenpraxen sowie angemessene und für alle Anbieter identische Arbeitsbedingungen. Damit können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern.“

Presseinformation vom 10.12.19