Presseaussendung vom 22.4.22

Ignoranz der Politik wird die Probleme nicht lösen, sondern sogar noch verschärfen

Politik und Kasse sind seit Jahren auf dem Holzweg – Angemessene Honorare und Zeit für die Patienten statt Zwang und absurde Ideen sind das Gebot der Stunde

„Ich kann mich nur noch wundern, dass die Argumentation der ÖGK vor Journalisten unwidersprochen durchgeht“, so Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit anlässlich der jüngsten Äußerungen zum Thema Ärztemangel von Kassenchef Mag. Wurzer. „Wahlärztinnen und Wahlärzte boomen. Das sind klassische Einzelordinationen, die mangels Kassenvertrag das volle wirtschaftliche Risiko tragen. Wie kann man sich über diese Entwicklung beklagen, und gleichzeitig das angeblich nicht mehr gewünschte Einzelkämpfertum und die Angst vor den betriebswirtschaftlichen Aufgaben in einem Ordinationsbetrieb als Hemmschuh für die Niederlassung mit Kassenvertrag vermuten? Das ist absurd.“

Dr. Rückert kennt die Probleme der Kassenärztinnen und Kassenärzte nur zu gut. „Unnötige überbordende Bürokratie, ein veralteter und nicht mehr angemessener Leistungs- und Honorarkatalog sind genau so problematisch wie Politiker und Kassenfunktionäre, die regelmäßig mit derart absurden Vorschlägen und leider teilweise auch deren Umsetzung aufwarten. Wir brauchen angemessene Honorare und müssen weg von der Fünf-Minuten-Medizin. Mal ehrlich: Soll man sich als junger Mensch in der Existenzgründungsphase wirklich in eine Kassenpraxis setzen, wenn man doch regelmäßig von der Politik und der Kasse vermittelt bekommt, dass man eh ein Auslaufmodell mit Ablaufdatum sei?“

Die Politik wäre laut Dr. Rückert gut beraten, einmal auf die Ärzteschaft zu hören wo es brennt. „Ich bin schließlich genau wegen der bestehenden Missstände bei den Ärztekammerwahlen angetreten und hoffe, dass sich sowohl auf landes- als auch auf Bundesebene bei den kommenden konstituierenden Sitzungen die Besetzung und somit Marschrichtung ändert.“ Die Kammer hat aus seiner Sicht leider einige Jahre verschlafen. “Es liegen aus seiner Sicht genügend Vorschläge auf dem Tisch, wie die Tätigkeit in den Kassenordinationen wieder so attraktiv gemacht werden kann, dass eine flächendeckende Besetzung möglich ist.“

Ärztekammerwahl 2022

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

„Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.“ Man weiß zwar nicht von wem dieses Zitat stammt, aber es trifft nach wie vor den Nagel auf den Kopf. Denn wenn man etwa die mehr oder weniger professionell gestalteten Prospekte und Postwurfsendungen betrachtet, die uns alle vor der kommenden Ärztekammerwahl erreichen, muss man sich schon fragen: Warum überraschen uns gerade die beiden Fraktionen, deren Koalition in den vergangenen zehn Jahren sowohl in unserer Kurie als auch in der Gesamtkammer die absolute Mehrheit hatte, mit Reformvorschlägen, die man angesichts dieser Mehrheit in den vergangenen zehn Jahren durchaus hätte umsetzen können?

An dieser Stelle dürfen wir uns vorstellen: Vor etwa drei Jahren ist unsere „Plattform Freiwilligkeit“ entstanden. Anlass war eine Feststellung des Verwaltungsgerichtshofs, dass in Niederösterreich eine Verpflichtung zu Bereitschaftsdiensten nicht rechtens sei. Gegen den anfänglichen Widerstand der Kurienführung gelang es uns, die Forderungen „Freiwilligkeit der Dienstteilnahme“ und „angemessene Honorierung“ an die Verhandler heranzutragen und schriftliche Unterstützungserklärungen von mehr als 330 betroffenen Ärztinnen und Ärzten zu sammeln, eine Befragung der gesamten Basis durchzusetzen und schließlich die Freiwilligkeit verbunden mit einer deutlichen Honoraranpassung zu erreichen.

Doch das war nicht das einzige Thema: Ob bei Kassenhonoraren, Primärversorgung, rund um Corona oder Hausapotheken, die Arbeit der Kurienführung entsprach in den vergangenen Jahren ziemlich exakt dem Gegenteil dessen, was wir uns erwarten. Die Marschrichtung der letzten zehn Jahre führt aus unserer Sicht in die Sackgasse. Aus genau diesem Grund treten wir auch mit einer Liste in beiden Sektionen der Kurie der niedergelassenen Ärzte zur Ärztekammerwahl 2022 an.

Das Thema „Primärversorgung“ ist ein gutes Beispiel für die Kammerarbeit der vergangenen Jahre: Die derzeitigen Modelle sind nicht geeignet, den Ärztemangel zu stoppen. Die Bevorzugung ist kontraproduktiv, da die umliegenden echten Primärversorger in ihrer Existenz gefährdet werden. Das Pauschalhonorar schafft Anreiz für „leichte“ Patientinnen und Patienten. Kurz gesagt: Dieses Modell ist völlig ungeeignet zur Behebung der akuten Probleme. Wir verlangen im Gegensatz zu anderen Fraktionen identische Bedingungen für alle Anbieter mit gleicher Bezahlung/Honorierung für gleiche Leistung sowie faire Wettbewerbsbedingungen. Die Primärversorgung als Ganzes muss aufgewertet werden, um die Fachärzte und vor allem die Spitäler zu entlasten.

Unsere standespolitischen Ziele (Auszug):

  • Mehr Wertschätzung der ärztlichen Tätigkeit im niedergelassenen Bereich durch angemessene Honorierung, sinnvollen Umbau des Leistungskatalogs, Reduktion der Bürokratie, Abschaffung der Chefarztpflicht, Abschaffung von Limitierungen jeder Art, keine Benachteiligung einzelner Facharztgruppen, identische Honorare für identische Leistungen in allen Systemebenen, …
  • Umbau der Ärztekammer zu echter Interessensvertretung mit Transparenz der Kammerarbeit, Transparenz des Zustandekommens von Entscheidungen, Kassenverhandlungen nur unter Einbeziehung von Wirtschaftsprofis, ehrlicher und transparenter Darstellung von Verhandlungsergebnissen, Einführung von Basisdemokratie durch regelmäßige Befragungen, Veröffentlichung des Stimmverhaltens jedes Mandatars bei jeder Abstimmung, Abschaffung unnötiger fixbesoldeter Funktionen, Reduktion der Kammerumlage, Ausbau des Referats für Vertragspartnerkontrolle, …
  • Verpflichtende Testphase für neuen bundesweiten Honorarkatalog, verpflichtende Parallelabrechnung über ein ganzes Kalenderjahr, danach verpflichtende Urabstimmung in jedem Bundesland, nur geschlossene Zustimmung aller Bundesländer möglich, …

Für detaillierte Infos und das komplette Programm:

https://plattform-freiwilligkeit.at/standespolitische-ziele-plattform-freiwilligkeit/

Helfen Sie mit, die Vergreisung innerhalb der Ärztekammer zu stoppen!

Wählen Sie frischen Wind in die Kurie der niedergelassenen Ärzte!

Wählen Sie Taten statt Wahlversprechen, die nicht gehalten werden!

 

15.3.22

Dr. Oliver Rückert, Hausarzt, Wr. Neustadt

Dr. Arpad Csernay, FA für HNO, Wr. Neustadt

Standespolitische Ziele – Plattform Freiwilligkeit

Standespolitische Ziele

Plattform Freiwilligkeit

 

Mehr Wertschätzung der ärztlichen Tätigkeit im niedergelassenen Bereich

  • Angemessene Honorierung.
  • Sinnvoller Umbau des Leistungskatalogs.
  • Reduktion der Bürokratie.
  • Abschaffung der Chefarztpflicht.
  • Abschaffung von Limitierungen jeder Art.
  • Keine Benachteiligung einzelner Facharztgruppen.
  • Identische Honorare für identische Leistungen in allen Systemebenen.

 

Echte Interessensvertretung durch die Ärztekammer

  • Transparenz der Kammerarbeit.
  • Transparenz des Zustandekommens von Entscheidungen.
  • Kassenverhandlungen nur unter Einbeziehung von Wirtschaftsprofis.
  • Ehrliche und transparente Darstellung von Verhandlungsergebnissen.
  • Einführung von Basisdemokratie durch regelmäßige Befragungen.
  • Übertragung der Versammlungen im Internet.
  • Abschaffung von geheimen Abstimmungen.
  • Veröffentlichung des Stimmverhaltens jedes Mandatars bei jeder Abstimmung.

 

Beibehaltung der Freiwilligkeit der Wochenenddienste

 

Primärversorgungeinheiten

  • Abschaffung der materiellen/finanziellen Bevorteilung einzelner Anbieter.
  • Identische Bedingungen für alle Anbieter.
  • Faire Wettbewerbsbedingungen.
  • Zwingende regelmäßige Evaluierung.

 

Neuer bundesweiter Honorarkatalog

  • Verpflichtende Testphase.
  • Verpflichtende Parallelabrechnung über ein ganzes Kalenderjahr.
  • Danach verpflichtende Urabstimmung in jedem Bundesland.
  • Nur geschlossene Zustimmung aller Bundesländer möglich.

 

Organisation der Ärztekammer

  • Überprüfung der notwendigen Infrastruktur samt Personal der Ärztekammer in Bezug auf die gesetzlichen Aufgaben.
  • Umbau zur echten Servicekammer.
  • Abschaffung unnötiger fixbesoldeter Funktionen.
  • Reduktion der Kammerumlage.
  • Ausbau des Referats Vertragspartnerkontrolle.
  • Regelmäßige Online-Schulungen zum Thema Praxisführung.
  • Regelmäßige Online-Schulungen zum Thema Abrechnung.

 

Wahlarztsystem

  • Bekenntnis zum Wahlarztsystem in der derzeitigen Form als unverzichtbare Ergänzung zum Kassensystem.
  • Keine Zwangsverpflichtung für Wahlärztinnen/Wahlärzte im Kassensystem ärztlich tätig zu werden.

 

Ärztliche Hausapotheke/Dispensierrecht

  • Ärztliche Hausapotheken für alle niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner.
  • Fachgruppenspezifisches Dispensierrecht für alle Fachärztinnen und -ärzte.

 

Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit, Dezember 2021

Dr. Oliver Rückert, www.plattform-freiwilligkeit.at

Übersicht und Einschätzung der Primärversorgung in Niederösterreich vom 15.12.21

Es kommt immer häufiger vor, dass Hausärztinnen und Hausärzte in ihrem Umfeld etwa von Kommunalpolitikerinnen oder -politikern mit möglichen bzw. gewünschten Primärversorgungseinheiten konfrontiert werden. Hierbei wird mitunter von unglaublichen Wissens- und Informationsdefiziten auf der Seite der Politikerschaft berichtet.

Dies haben wir zum Anlass genommen, eine von uns bereits im Herbst 2019 erstellte Übersicht und Einschätzung der Primärversorgung in Niederösterreich zu überarbeiten.

Presseaussendung vom 10.10.21

Wer maximale Durchimpfung möchte, braucht eine andere Strategie

Große Kritik seitens der Hausärzteschaft: Nur etwa ein Viertel ist mit der derzeitigen Durchführung und Abwicklung der Corona-Impfaktion mit Pfizer/Biontech durch Notruf NÖ zufrieden

„Hausärztinnen und Hausärzte in Niederösterreich dürfen zwar derzeit Impfstoff von Pfizer/Biontech verimpfen, sind aber an einen einzigen Wochentag gebunden und die Patientinnen und Patienten müssen sich umständlich über eine Online-Plattform anmelden“, berichtet Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. „Nachdem sich zahlreiche Hausärztinnen und Hausärzte über diesen Modus beschwert hatten, haben wir am Wochenende eine Blitzumfrage zu diesem Thema durchgeführt. Mit interessanten Ergebnissen.“

Tatsächlich ist nur rund ein Viertel der Hausärzteschaft mit der Durchführung und Abwicklung durch Notruf NÖ zufrieden. „Das unpraktische Anmeldesystem und die nicht vorhandene Flexibilität sind die größten Kritikpunkte. Man wünscht sich auch mehrere Wochentage als Option und will vor allem derzeit noch schwer motivierbare Patientinnen und Patienten auch spontan einteilen und impfen können. Etwa im Rahmen herkömmlicher Ordinationsbesuche oder einfach flexibel je nach Situation“, so Dr. Rückert.

Ein enormer Teil der Hausärzteschaft hat sich laut Dr. Rückert daher gar nicht erst für diese Aktion gemeldet oder hat die Meldung bereits wieder zurückgezogen. „Und von diesen wäre der Großteil aber durchaus impfbereit, wenn die Bedingungen gut wären.“ Jeder der 120 Teilnehmer der Umfrage wurde sowohl nach seiner aktuellen Anzahl an wöchentlichen Impfungen, als auch nach der Anzahl der zusätzlich möglichen befragt, wenn nur die Bedingungen passen würde. „Mit plus 160 Prozent könnten mehr als zweieinhalbmal so viele Menschen wie derzeit geimpft werden.“

Aus Sicht von Dr. Rückert sollte dieses Ergebnis die zuständigen Gesundheitspolitiker aufrütteln und daher fordert er seine Standesvertretung auf, diesbezüglich endlich aktiv zu werden. „Wir Hausärztinnen und Hausärzte sind in der Lage, die derzeit noch ungeimpften und daher schwer zu motivierenden Patientinnen und Patienten zu überzeugen. Wir glauben auch, dass eine maximal hohe Durchimpfungsrate für uns alle wichtig ist. Daher sollte auch jedem einleuchten, dass wir gute Arbeitsbedingungen und keine komplizierten Strukturen brauchen.“

Mail an alle Abgeordneten zum Nationalrat vom 30.9.2021

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete zum Nationalrat!

Im Rahmen des Rechnungshofausschusses vom 28.9.2021 wurde das Thema Ärztemangel diskutiert. Den Medien ist zu entnehmen, dass dieser sowohl laut ÖGK-Generaldirektor Mag. Wurzer als auch laut Gesundheitsminister Dr. Mückstein weniger am Geld als an unattraktiven Arbeitsbedingungen läge. Weiters würden viele Ärztinnen und Ärzte „ein Angestelltenverhältnis vorziehen“ und seien mit den gängigen Arbeitszeitmodellen unzufrieden. Laut deren Ansicht seien daher auch Primärversorgungseinheiten (PVE) zu forcieren.

Ich bin Hausarzt in Niederösterreich und Obmann eines Vereins von Hausärztinnen und Hausärzten, der sich mit unserem beruflichen Umfeld und den damit zusammenhängenden Problemen sowie Lösungsvorschlägen befasst. Wir führen unter anderem regelmäßig Umfragen durch, an denen sich immer etwa 200 Hausärztinnen und Hausärzte aus Niederösterreich beteiligen. Aus den Antworten zu unseren Umfragen lassen sich auch gute Informationen und daher auch Lösungsansätze zum Thema Ärztemangel ableiten.

Ich möchte Ihnen nun im Folgenden einige Auszüge aus unseren Umfragen näherbringen:

 

Umfrage vom 9.6.2020: Meinungen zum Thema Primärversorgungseinheiten:

21% halten PVE grundsätzlich für sinnvoll.

53% sind der Meinung, dass PVE generell die niedergelassenen Einzel- und Gruppenpraxen in ihrer Existenz gefährden.

55% sind der Meinung, dass dringend eine Evaluierung der bestehenden PVE erfolgen muss.

64% sind der Meinung, dass bei der Bewilligung von PVE der bestehende Stellenplan strikt eingehalten werden muss.

78% halten eine materielle und finanzielle Bevorzugung von PVE für kontraproduktiv.

 

Umfrage vom 10.8.2020: Meinungen zum Thema vorzeitige Vertragskündigung:

45% sind sich sicher oder denken darüber nach, zumindest den Vertrag mit der ÖGK früher als ursprünglich geplant zu kündigen. Die Gründe:

55% davon kritisieren mangelnde Wertschätzung seitens der Öffentlichkeit.

57% davon beklagen mangelnde wirtschaftliche Perspektiven.

74% davon erkennen mangelnden Respekt seitens des Vertragspartners.

91% davon sehen den Leistungs- und Honorarkatalog als ungeeignet an.

 

Umfrage vom 6.11.2020: Meinungen zum Thema geeignete Maßnahmen gegen den Ärztemangel:

46% sprechen sich für ärztliche Hausapotheken für alle Hausärztinnen und Hausärzte aus.

74% wollen eine Aufwertung der Allgemeinmedizin.

88% sehen die Lösung im Umbau des Leistungskatalogs verbunden mit angemessener Honorierung.

 

Umfrage vom 1.5.2021: Meinungen zum Thema Impfen:

Im Rahmen unserer Umfrage vom 1.5.2021 wurden sowohl die Impfbereitschaft als auch die Impfkapazität neben der normalen Ordinationstätigkeit erfragt. Laut den Angaben der Hausärztinnen und Hausärzte in Niederösterreich wäre es problemlos möglich (gewesen), innerhalb von drei Kalenderwochen die impfbaren und impfwilligen Menschen des ganzen Bundeslandes gegen Corona durchzuimpfen, vorausgesetzt es wäre genügend Impfstoff vorhanden (gewesen). Und das auch noch zu einem unschlagbaren Preis, denn nach einschlägigen Schätzungen kosten ein Stich in einem Impfzentrum bis zum zehnfachen dessen was er in einer hausärztlichen Ordination kostet.

Die Politik hat jedoch auf teure Impfzentren und schwierige „Anmeldemodalitäten“ für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte gesetzt, anstatt diese niederschwellig das tun zu lassen, was sie gelernt haben und in ihren Ordinationen sowieso tagtäglich tun. Sieht so Wertschätzung der Menschen aus, die das Gesundheitssystem als wesentliche Säule am Laufen halten?

 

Mein Resümee: Die Scheu vor Freiberuflichkeit der Ärzteschaft scheidet als Grund für den Ärztemangel definitiv aus. Denn es ist eine Tatsache, dass (freiberufliche) Wahlarztpraxen nach wie vor einen hohen Zustrom aufweisen und mittlerweile einen unverzichtbaren Bestandteil der Versorgung im niedergelassenen Bereich darstellen. Die ärztlichen Kooperationsmöglichkeiten im Bereich Gruppenpraxen oder etwa erweiterte Stellvertretung sind ausreichend vorhanden. Dieser Grund entfällt also ebenfalls. Die ergänzende Versorgung durch PVE trägt auch nichts zur Entschärfung des Ärztemangels bei, sondern sogar im Gegenteil. So lange diese finanziell und materiell subventioniert werden und bei der Implementierung wohl auch der jeweils bestehende Stellenplan als fixer Bestandteil des Kassenvertrags „nicht so genau genommen wird“, entsteht unlauterer Wettbewerb, der Ärztinnen und Ärzte davon abhält, sich im Umfeld solcher Zentren mit „herkömmlichen“ Kassenverträgen niederzulassen. Einmal ganz abgesehen davon, dass beharrlich eine Evaluierung verweigert wird, die eine positive Auswirkung solcher Zentren auf die Versorgung nachweisen, aber auch widerlegen könnte. Unsere Umfragen belegen weiters zweifelsfrei, dass der Ärztemangel nur durch einen sinnvollen Umbau des Leistungskatalogs verbunden mit angemessener Honorierung nachhaltig zu entschärfen ist. Vereinfacht gesagt: Man muss die Ärztinnen und Ärzte das machen lassen, wozu sie ausgebildet wurden – und sie angemessen dafür bezahlen.

Wer etwas über Ärztemangel und dessen erfolgreiche Bekämpfung lernen möchte, der ist aus meiner Sicht auch gut beraten, die Menschen zu befragen, die tagtäglich an der Front mehrere hunderttausend Menschen hochwertig primärmedizinisch versorgen. Vertreter genau jener Institutionen, die diesen Ärztemangel mitzuverantworten haben und unter Umständen etwa aufgrund der dualen Gesundheitsfinanzierung und deren Folgen noch nicht einmal Interesse an der Behebung des Ärztemangels haben, sind für eine nachhaltige Problemlösung jedoch nicht dienlich.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Oliver Rückert

Arzt für Allgemeinmedizin

Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

www.plattform-freiwilligkeit.at

Wiener Neustadt am 30.9.21

Presseaussendung vom 23.6.21

„Unnötige Geld-, Ressourcen- und Emotionsverschwendung“

Die Hausärztinnen und Hausärzte Niederösterreichs bewerten die Impfstrategie des Landes überwiegend als miserabel

„Die Abwicklung der Impfaktion hat die Hausärztinnen und Hausärzte in keiner Weise überzeugt“, so Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit anlässlich einer in den vergangenen Tagen durchgeführten Umfrage unter rund 100 Kolleginnen und Kollegen. „Nur wenige waren mit dem Ablauf zufrieden, größtenteils gab es Kritik, teilweise scharf. Viele ungeklärte Fragen, die undurchsichtige Vergabe und Zuteilung sowohl des Impfstoffes als auch der Impfstoffmenge, mühsame wöchentliche Lieferungen sowie die Unmöglichkeit an den Johnson & Johnson Impfstoff zu kommen sind die Hauptkritikpunkte der Kollegenschaft.“

In Schulnoten ausgedrückt wurde die Organisation, Abwicklung und Unterstützung seitens Notruf NÖ in diesem Zusammenhang mit 3,7 bewertet. Noch schlechter schnitt die NÖ Ärztekammer bei dieser Frage ab: Mehr als die Hälfte der Befragten bewerteten mit 5, in Summe ergibt sich für die Ärztekammer ein Schnitt 4,2. „Die Kolleginnen und Kollegen erkannten Chaos, Planlosigkeit, Überforderung und Freunderlwirtschaft. Das Anmeldesystem sei eine Zumutung. Viele sind der Überzeugung, dass die Hausärzteschaft das allein elegant, kompetent und preiswert hätte erledigen können. Genau so wie die Patientinnen und Patienten schon immer täglich in allen medizinischen Angelegenheiten versorgt werden“, berichtet Dr. Rückert.

Und noch viel mehr spricht für die Hausärzteschaft. Ein Beispiel: „Bei rund neun von zehn Kolleginnen und Kollegen gab es keine Probleme mit Zweitterminen. Gerade im Zusammenhang mit unbeliebten Impfstoffen ist die persönliche Arzt-Patienten-Beziehung von großer Wichtigkeit, die Impfbereitschaft aufrecht zu erhalten“, ist Dr. Rückert überzeugt. Rund ein Drittel der befragten Ärztinnen und Ärzte haben sich übrigens auch abseits ihrer Ordination oder als Vertreter in einer Ordination an einer Impfaktion beteiligt. Etwa im Rahmen einer betrieblichen Impfaktion, einer Impfstraße oder in einem Heim. „Die Bewertung der Organisation, Abwicklung und Unterstützung seitens der beauftragenden Institution ergab eine 1,6. Ein Wert, von dem Notruf NÖ und NÖ Ärztekammer nur träumen können.“

Presseaussendung vom 19.5.21

Verimpfen statt lagern – im Kampf gegen die Pandemie zählt jeder Tag

Für die Hinhaltetaktik der NÖ Ärztekammer fehlt jedes Verständnis

„Verfügbarer Impfstoff muss sofort verimpft werden und darf nicht noch irgendwo gehortet oder zwischengelagert werden. Nur so kann man die Pandemie effizient bekämpfen und damit auch in naher Zukunft hoffentlich eindämmen“, meint Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. Hintergrund dieser Aussage ist der Umstand, dass die Verteilung von Johnson & Johnson Impfstoff durch de damit beauftragte NÖ Ärztekammer an die niedergelassene Ärzteschaft in Niederösterreich derzeit auf Eis liegt, obwohl dieser laut Bundesbeschaffungsagentur schon lagernd ist. „Für diese Hinhaltetaktik seitens der NÖ Ärztekammer fehlt mir jedes Verständnis, zumal sie sachlich in keiner Weise begründbar ist.“

Die niedergelassene Ärzteschaft könnte ohnehin jede verfügbare Impfstoffmenge ohne die Unterstützung durch zusätzliche Infrastruktur verimpfen, wie eine Umfrage der Plattform Freiwilligkeit vor einigen Wochen ergeben hat. „Aber die Politik hält nach wie vor an den Impfzentren fest. Dort verimpft man vorzugsweise den leicht vermittelbaren Impfstoff von Biontech/Pfizer, den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten überlässt man hingegen eher die Impfstoffe mit hohem Beratungs- und Überzeugungsbedarf“, so Dr. Rückert weiter. „Das dabei angeführte Argument der schwierigeren Lagerfähigkeit von Biontech/Pfizer ist jedoch obsolet, weil ein Monat Kühlschranklagerung möglich und mittlerweile auch genehmigt ist.“

Die Zustimmung für den immer noch vorhandenen Betrieb der Impfzentren hält sich bei Dr. Rückert ohnehin in Grenzen. „Zu Beginn der Impfaktion, als eine strenge Priorisierung richtig und notwendig war, hatte diese Organisationsform zweifellos ihren Sinn. Aber nun kommt es darauf an, die restliche impfwillige Bevölkerung möglichst zügig und ohne Hürden durchzuimpfen und auch die Impfskeptiker noch zu überzeugen. Und das können wir Hausärztinnen und Hausärzte mit großem Abstand am besten.“ Und nicht nur das: Eine Erhebung des Deutschen Hausärzteverbands hat ergeben, dass eine Impfung in den Impfzentren bis zum zehnfachen dessen kostet, was in den Ordinationen pro Stich an Kosten anfällt. Dr. Rückert: „Diese gewichtigen Argumente sorgen dort bereits dafür, dass sich die Impfungen mehr und mehr in den niedergelassenen Bereich verlagern. Was aus allen Blickwinkeln absolut Sinn macht.“

Presseaussendung vom 13.5.21

Honorarkatalog neu im niedergelassenen Bereich kann nur über angemessene Honorierung von Einzelleistungen effektiv funktionieren

Die von der ÖGK geforderte Pauschalierung würde die ohnehin schon in Bedrängnis geratene Versorgung zusätzlich verschlechtern und den Ärztemangel noch weiter verschärfen

„Ich kann die jüngste Behauptung der ÖGK nicht nachvollziehen, wonach ein Einzelleistungssystem für viele Ärztinnen und Ärzte abschreckend sei und falsche Anreize setze“, meint Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. „Aus meiner Sicht ist grundsätzlich exakt das Gegenteil der Fall. Abschreckend wirken im bestehenden System lediglich die Vertragsdetails, die sich in den vergangenen Jahren aufgrund miserabel geführter Kassenverhandlungen eingeschlichen haben.“

Dr. Rückert verweist in dieser Angelegenheit auf längst nicht mehr zeitgemäße Tarife, die zusätzlich durch Deckelungen und Limitierungen eingeschränkt sind. Ein weiterer Hemmschuh sind die überbordenden und Zeit fressenden bürokratischen Anforderungen, innerhalb derer man dringend einmal ausmisten müsse. „Wir müssen das System dringend in eine Richtung entwickeln, in der ärztliche Tätigkeit wieder angemessen honoriert wird. Und das kann nur über eine Adaptierung des bestehenden Einzelleistungssystems funktionieren.“

Worin die Verbesserung der Qualität der Versorgung für die Versicherten durch eine Pauschalierung liegen soll, ist für Dr. Rückert in keiner Weise nachvollziehbar. „Wenn man etwa für die Behandlung der Bindehautentzündung eines ansonsten kerngesunden Hobbysportlers das gleiche Geld bekommt wie beispielsweise für eine dreimonatige Komplettbetreuung einer 80jährigen Diabetikerin, dann werden die aufwändigen Fälle in andere Versorgungsebenen verlagert.“

Und das ist medizinisch kontraproduktiv, daher schlecht für die Patientenschaft und auch schlecht für das ganze System. Denn nur wenn ärztliche Leistung angemessen honoriert wird, können die Patientinnen und Patienten auf der Primärversorgungsebene effektiv und noch dazu preiswert behandelt werden. „Und genau das ist der Schlüssel für die Attraktivität und somit die Besetzbarkeit der Kassenstellen, die wir dringend wieder benötigen“, ist Dr. Rückert überzeugt.

Presseaussendung vom 2.5.21

Große Kritik der niedergelassenen Ärzteschaft an Impfkonzept von Notruf Niederösterreich

Eine Kurzumfrage zeigt deutlich, dass der niedergelassene Bereich ganz locker in der Lage wäre, ganz Niederösterreich innerhalb weniger Wochen durchzuimpfen. Es scheitert allerdings an der Impfstoffmenge und wird durch das bestehende Konzept zusätzlich massiv behindert.

„Eine an diesem Wochenende von mir durchgeführte Kurzumfrage unter 200 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten ergab ein ganz klares Ergebnis. Die Ärzteschaft ist unzufrieden mit dem Impfkonzept in Niederösterreich und sieht sich stattdessen selbst viel besser in der Lage, ganz Niederösterreich innerhalb kürzester Zeit durchzuimpfen“, erläutert Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit.

Etwa 40 Prozent der teilnehmenden Hausärztinnen und Hausärzte haben sich nach eigenen Angaben bereits für die Impfaktion im niedergelassenen Bereich ab 2. Juni (Pfizer BioNTech) bei Notruf Niederösterreich angemeldet, obwohl nur wenige davon zum Zug kommen werden. „Die restlichen rund 60 Prozent wurden überwiegend entweder nicht informiert oder erfüllen die vorgegebenen Rahmenbedingungen nicht. Ein Großteil dieser Gruppe würde sich jedoch anmelden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätte“, so Dr. Rückert weiter.

Unflexible Einteilung, undurchsichtige Vergabe, aufwändige Administration und wirtschaftliches Risiko

Mit Kritik am Impfkonzept von Notruf Niederösterreich wurde laut Dr. Rückert nicht gespart: „Unflexible Einteilung, auf die man sich nicht verlassen kann, undurchsichtige Vergabe der Impfberechtigungen, aufwändige Administration und mit den genannten Missständen verbundenes wirtschaftliches Risiko. Es herrscht großes Unverständnis, warum man nicht einfach die Ärztinnen und Ärzte selbst das Ganze organisieren und abwickeln lassen kann. So wie das tagtäglich im Normalbetrieb in unseren Ordinationen auch läuft.“

Laut Dr. Rückert gibt es nur vereinzelt Ärztinnen oder Ärzte, die sich gegen die Corona-Impfung an sich aussprechen. „Die grundsätzliche Impfbereitschaft beträgt laut Umfrage nahezu 100 Prozent und allein wir Hausärztinnen und Hausärzte wären daher laut den Angaben zu den in unserer Umfrage abgefragten Details problemlos in der Lage, rund 140.000 Impfungen pro Woche abzuwickeln. Und das auch noch bei unverändert aufrecht erhaltenem Ordinationsbetrieb. Das ist weit mehr als überhaupt an Impfstoff zur Verfügung steht.“

Wer so agiert, der arbeitet an der Zerstörung der Hausärzteschaft aktiv mit

„Unter Einbeziehung der Wahl- und Fachärzteschaft kommen wir sogar locker auf deutlich über 200.000 mögliche Impfungen pro Woche“, rechnet Dr. Rückert vor. „Aufgrund des notwendigen Abstandes von mindestens drei Wochen zwischen den zwei Teilimpfungen würde unsere Kapazität daher sogar dann vollkommen ausreichen, wenn es unendlich viel Impfstoff gäbe. Für mich ist das ein weiterer ganz klarer Beweis, dass die Abwicklung über Notruf Niederösterreich und Impfzentren vollkommen unnötig und daher aus wirtschaftlicher und in Folge auch medizinischer Sicht kontraproduktiv ist.“

Innerhalb der niedergelassenen Ärzteschaft gärt es laut Dr. Rückert seit Längerem. „Wir hören immer von Politikerinnen und Politikern, dass speziell die Hausärzteschaft gefährdet sei und man etwas dagegen tun müsse. Jetzt wäre es genau an der Zeit, diesen Willen einmal zu beweisen. Doch wir erleben genau das Gegenteil. Unsere hervorragende flächendeckende Infrastruktur wird nicht genutzt, eine ineffiziente und sehr teure Parallelstruktur wird aufgebaut. Wer so agiert, der arbeitet an der Zerstörung der Hausärzteschaft aktiv mit.“

 

Wiener Neustadt, 2.5.2021

Kontakt: Michael Dihlmann

0664/1449894

info@plattform-freiwilligkeit.at

Presseaussendung vom 20.4.21

Kompetenz, Infrastruktur und Kapazität flächendeckend vorhanden

Impfungen gehören ausschließlich in die Hände der niedergelassenen Ärzteschaft – sämtliche anderen Ansätze sind kontraproduktiv, kostspielig und daher unverantwortlich

„Wir haben flächendeckend eine hervorragende Infrastruktur, wir haben das Personal. Impfen gehört zum kleinen Einmaleins unseres Berufs und wir kennen unsere Patientinnen und Patienten. Wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sind in der Lage, innerhalb weniger Wochen ohne jede Vorbereitung alle impfwilligen Menschen durchzuimpfen, erläutert Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit.

Umso erstaunlicher ist es aus Sicht von Dr. Rückert, dass man in Niederösterreich diesen enormen logistischen und ökonomischen Vorteil nicht nutzen möchte, um die Corona-Impfungen durchzuführen, sondern immer wieder krampfhaft versucht, das Rad neu zu erfinden. Diesmal mit so genannten „Impfzentren“, die sehr viel Geld kosten. „Ließe man die niedergelassene Ärzteschaft impfen, dann hätte man keinerlei Zusatzaufwand. Man müsste lediglich den benötigten Impfstoff beschaffen.“

Warum teuer und aufwändig, wenn man es auch effizient haben könnte?

Dass der Betrieb dieser Zentren sehr teuer ist und auch sehr viel Personal benötigt wird, scheint keinen zu interessieren. Dr. Rückert: „Wir hören immer, dass der Spielraum für die dringend notwendige Erhöhung der Ärztehonorare nicht gegeben ist. Und wir hören immer, dass es Kapazitätsengpässe in den Spitälern gibt, aber nicht wegen der technischen Infrastruktur und den Betten, sondern wegen fehlendem Personal. Wie passt das mit der abstrakten Planung dieser Impfzentren zusammen?“

Wer Corona effizient begegnen will, der muss sämtliche Ressourcen bestmöglich nutzen. „In Sachen Impfung ist jedoch das Gegenteil der Fall. Die niedergelassene Ärzteschaft könnte das viel besser, schneller und weniger kostenintensiv durchführen als es die Impfzentren können.“ Einmal ganz abgesehen vom Stellenwert der niedergelassenen Ärzteschaft. „Die vorliegenden Pläne sind wieder einmal ein Schlag in unser Gesicht“, so Dr. Rückert. „So kann man den Ärztemangel sicher nicht eindämmen. Ich fordere meine Standesvertretung daher auf, mit allen möglichen Mitteln gegen diesen Unsinn vorzugehen.“

 

Wiener Neustadt, 20.4.2021

Kontakt: Michael Dihlmann

0664/1449894

info@plattform-freiwilligkeit.at

Presseaussendung vom 14.3.21

Hausärztinnen und Hausärzte in Einzelordinationen waren nie wichtiger als heute

Corona hat eindeutig bewiesen, dass wohnortnahe medizinische Versorgung durch nichts zu ersetzen ist

„Die flächendeckende medizinische Infrastruktur in Österreich ist weltweit einzigartig. Mehrere tausend Hausärztinnen und Hausärzte sind gleichmäßig nach einem über mehrere Jahrzehnte entwickelten Stellenplan im ganzen Land verteilt und sorgen dafür, dass alle Bürgerinnen und Bürger auf kurzem Weg zu hochwertiger medizinischer Versorgung kommen“, erläutert Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit.

Umso erstaunlicher ist es für Dr. Rückert, dass der Obmann der ÖGK den „Arzt als Einzelkämpfer als nicht mehr zeitgemäß“ bezeichnet. „Es ist aus meiner Sicht exakt das Gegenteil der Fall. Corona hat eindeutig bewiesen, dass die wohnortnahe medizinische Versorgung durch uns Hausärztinnen und Hausärzte durch nichts zu ersetzen ist.“ Denn nur ein dichtes Netz an Einzelordinationen gewährleistet neben kurzen Wegen auch hochwertige Medizin. „Man muss als Ärztin oder Arzt im Idealfall seine Patientinnen und Patienten gut kennen sowie bestenfalls viele Jahre, ja ein Leben lang begleiten. Und das kann nur eine Einzelordination bieten.“

Primärversorgungseinheiten müssen wie vereinbart dringend evaluiert werden

Dr. Rückert versteht den Hype nicht, der seit einigen Jahren um die so genannten „Primärversorgungseinheiten“ gemacht wird. „Zu Beginn wurde in Niederösterreich zwischen damals noch Gebietskrankenkasse und Ärztekammer vereinbart, dass die Pilotprojekte der PVE evaluiert werden und zu diesem Zweck eine Parallelrechnung zwischen alter und neuer Leistungs- und Honoraraufzeichnung geführt werden muss. Damit kann man nämlich prüfen, ob diese PVE wirklich aus ökonomischer und vor allem aus medizinischer Sicht besser sind als Einzelordinationen. Diese Evaluierung wird jedoch bis dato offenbar verweigert, obwohl ich bereits mehrfach bei der für mich zuständigen NÖ Ärztekammer urgiert habe.“

Dr. Rückert hat inzwischen einige Hinweise aus der Kollegenschaft im Umfeld dieser PVE erhalten, wonach nun der Verdacht besteht, dass seitens einzelner PVE die Tendenz zur Einkommensmaximierung Vorrang vor medizinischen Zielen haben könnte. „Tatsächlich ist es so, dass das bestehende Honorierungsmodell tatsächlich einfachere medizinische Fälle tendenziell besser honoriert und der erzielbare Gewinn mit der Komplexität der medizinischen Betreuung der Patientinnen und Patienten abnimmt. Genau aus diesen Gründen benötigen wir dringend eine Evaluierung. Mit einer Evaluierung wäre es ja auch ein Leichtes, diesen Verdacht auszuräumen.“

Dr. Rückert sieht es ohnehin mit großer Skepsis, dass seitens der Vertragspartner einerseits strenge Vorschriften gemacht werden, aber andererseits die verschiedenen „Versorgungseinheiten“ mit komplett unterschiedlichen und damit wettbewerbsverzerrenden Möglichkeiten ausgestattet werden, vor allem was die Honorierung angeht. „Die ÖGK sollte sich nicht mit Parolen einbringen, wonach Einzelkämpfer Auslaufmodelle seien. Die ÖGK sollte sich endlich darum kümmern, dass für alle Niedergelassenen medizinisch vernünftige, angemessene, kostendeckende und vor allem faire Vereinbarungen entwickelt werden, und zwar egal ob sie in einer Einzelordination, Gruppenpraxis oder in einer PVE tätig sind.“

Denn nur unter solchen Voraussetzungen lässt sich die Versorgung im niedergelassenen Bereich optimieren und gleichzeitig könnte die Attraktivität der Kassenstellen wieder steigen. „Es ist schon grotesk, dass die Politik die Einzelordinationen buchstäblich verhungern lässt, die Primärversorgungseinheiten jedoch mit unglaublich viel Geld subventioniert und dann im gleichen Atemzug behauptet, die Einzelkämpfertätigkeit an sich wäre unattraktiv. Unter vergleichbaren Bedingungen für alle würde sich quasi überall von selbst der richtige Weg ergeben“, ist Dr. Rückert überzeugt.

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte könnten ganz Österreich ohne Probleme innerhalb weniger Wochen durchimpfen

Am Thema „Corona-Impfung“ lässt sich übrigens diese derzeit eindeutig negative Grundeinstellung gegenüber der niedergelassenen Ärzteschaft, aber gleichzeitig deren Wert deutlich belegen. „Wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte wären ohne irgendwelche zusätzlichen Vorbereitungen sofort in der Lage, gemeinsam mit den Gemeinden vor Ort die gesamte Bevölkerung nach Priorität gereiht innerhalb weniger Wochen durchzuimpfen. Wir bräuchten dazu nur genügend Impfstoff.“

Die Verantwortlichen kümmern sich jedoch um alles selbst, wollen das Rad offenbar unbedingt neu erfinden, teilweise mit grotesken Ansätzen, machen die Sache dabei unnötig kompliziert und sehen es aber nicht als wichtig genug an, sich um genügend Impfstoff zu kümmern. Die Impfstrategie in Österreich gleicht daher einer einzigen Katastrophe. „Und von solchen Verantwortlichen lassen wir uns erklären, dass der Arzt als Einzelkämpfer ein Auslaufmodell sei? All das macht mich um die wohnortnahe, hoch qualitative und vor allem noch vorhandene medizinische Versorgung unserer Bevölkerung mehr als besorgt. Noch gibt es genügend „Einzelkämpfer“ in den Ordinationen, was danach kommt möchte ich mir gar nicht vorstellen“, so Dr. Rückert zum Abschluss.

Wiener Neustadt, 15.3.2021

Kontakt: Michael Dihlmann

0664/1449894

info@plattform-freiwilligkeit.at

Presseaussendung vom 26.11.20

Massen-Antigen-Tests: Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Niederösterreich bieten ihre Hilfe und Mitarbeit an

Eine Tageskapazität von 120.000 Tests kann flächendeckend zur Verfügung gestellt werden – das entspricht rund 20 Prozent des geschätzten Bedarfs bei derzeit geplanter Abwicklung

„Rund drei Viertel der niedergelassenen Kassenärzteschaft wäre grundsätzlich bereit, ihre Arbeitskraft und ihre Ordinationen zur Abwicklung und Durchführung der von der Bundesregierung geplanten Massen-Antigen-Tests zur Verfügung zu stellen“, meint Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. Dies ergibt eine Blitzumfrage, die gestern durch die Plattform unter rund 200 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in Niederösterreich durchgeführt wurde. „Die Grundvoraussetzungen wurden im Rahmen der Befragung wie folgt definiert: Diese Beteiligung müsste freiwillig und angemessen honoriert sein. Sämtliche Materialien, wie die Tests selbst und die Schutzausrüstung, müssten zur Verfügung gestellt werden.“

Allein die Hausärztinnen und Hausärzte in Niederösterreich könnten pro Tag rund 85.000 Tests durchführen. „Die Bereitschaft der Kassenfachärztinnen und -fachärzte lässt sich mit weiteren rund 25.000 möglichen Tests pro Tag hochrechnen“, so Dr. Rückert weiter. „Die Wahlärzteschaft könnte mit zusätzlichen mindestens 10.000 Testungen pro Tag zu einer Gesamtkapazität von 120.000 möglichen Tests beitragen. Das entspricht nach derzeitiger Planung rund 20 Prozent des benötigten täglichen Gesamtvolumens.“

Infrastruktur, Expertise und Personal vorhanden

Dr. Rückert hält es für absolut sinnvoll, dass sich die Ordinationen Niederösterreichs an dieser Maßnahme beteiligen. „Wir haben die Infrastruktur, wir haben die Expertise und wir haben das Personal. Es wäre unverständlich, wenn die Bundesregierung nicht auf diese Ressourcen zugreifen würde. Zumal die ganze Aktion ohnehin eine logistische Meisterleistung erfordert.“ Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf die bestehende Wahrscheinlichkeit, in Niederösterreich jeden Tag mindestens 10.000 symptomlos Infizierte zu entdecken. „Schließlich macht man das ja, um diese Gruppe zu entdecken und zu neutralisieren. Und wir Ärztinnen und Ärzte können in solchen Fällen sofort die notwendigen PCR-Tests anschließen sowie die Quarantäne einleiten.“

Dr. Rückert kann sich nicht vorstellen, wie dieses Vorhaben mit etwa 200 noch zu bestimmenden und aufzubauenden Testzentren beispielsweise in einzelnen Gemeindeämtern innerhalb von zwei Tagen abgewickelt werden soll. „In so einem Zentrum müssten jeweils rund 3.000 Menschen täglich getestet werden. Dazu braucht man nach unseren Berechnungen jeweils rund 50 Mitarbeiter, plus Vor- und Nachbereitungszeit. Und was passiert mit den täglich im Schnitt etwa 30 in jedem dieser Zentren zu erwartenden positiv Getesteten? Hier ist ein unglaubliches Chaos vorprogrammiert. Wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte bieten daher unsere Hilfe und Mitarbeit zur Lösung dieser Problematik an.“

Angebot geht an die Landesregierung und den Gesundheitsminister

Die Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit hat mit Hilfe eines Unternehmensberaters auch schon ein kostendeckendes Honorar ermittelt, zu welchem diese Dienstleistung angeboten werden könnte. „Wenn wir alle Materialien und Hilfsmittel gestellt bekommen, dann können wir die Durchführung eines Antigen-Tests im Rahmen dieser zeitlich begrenzten Testaktion um 12,48 Euro pro Stück anbieten“, so Dr. Rückert weiter. Das natürlich nur unter Berücksichtigung der zügigen Abwicklung bei entsprechender Menge der Testpersonen.“

Sollte man die niedergelassene Ärzteschaft einbinden, dann könnte man laut Dr. Rückert logistische Probleme schon lösen, bevor sie entstehen. „Es wird ohnehin schwierig, genügend ausreichend geeignetes Personal zu finden.“ Daher wird man seitens der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit dieses Angebot noch heute an die NÖ Landesregierung und den Bundesgesundheitsminister zur Begutachtung schicken. „Ich bin zuversichtlich, dass unser faires Entgegenkommen Anklang findet und dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte der anderen Bundesländer diesem Vorschlag gegenüber ebenfalls aufgeschlossen sind.“

Wiener Neustadt, 26.11.2020

Kontakt: Michael Dihlmann

0664/1449894

info@plattform-freiwilligkeit.at

Presseaussendung vom 13.11.20

Der Ärztemangel kann gelöst werden – jetzt wird es Zeit, sich rasch an die Arbeit zu machen!

Ärzteumfrage belegt: Eine „Aufwertung der Allgemeinmedizin“ – die sich im Acht-Punkte-Programm des Landes NÖ findet – wird vom Großteil der Kolleginnen und Kollegen als wichtig erachtet. Allerdings müssen dieser leeren Worthülse auch Taten folgen!

„Wir sind für unsere Patientinnen und Patienten da! Unsere Ordinationen waren in der ersten Woche des Teil-Lockdowns flächendeckend geöffnet, obwohl sich fast 20 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen selbst in der Risikogruppe befinden“, so Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. Dies ergab eine am vergangenen Wochenende von der Plattform durchgeführte Online-Umfrage unter 191 Hausärztinnen und Hausärzten in Niederösterreich.

Laut der dabei erhobenen Zahlen kann hochgerechnet werden, dass rund 20 Prozent aller Corona-Testungen in Niederösterreich von den Hausärztinnen und Hausärzten durchgeführt werden. „Da in diesem Zusammenhang auch Krankenbehandlung stattfindet, kann man ganz klar erkennen, dass wir einen großen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten“, so Dr. Rückert weiter. „Und wir würden ihn selbstverständlich auch in der Prävention leisten, beispielsweise bei den Grippeimpfungen. Die Nachfrage ist enorm, aber die verantwortlichen Organisationen glänzen laut Umfrage nicht gerade mit geeigneter Information.“

Moderner Leistungskatalog und angemessene Honorierung

Dr. Rückert erinnert in diesem Zusammenhang an seine nach wie vor aufrechte Forderung an die Politik, die finanziellen Nachteile auszugleichen, die im Frühjahr aufgrund des durch COVID-19 eingeschränkten, aber aufrecht erhaltenen Ordinationsbetriebes bei den Hausärztinnen und Hausärzten entstanden sind. „Auch diesmal zeichnet sich bereits ein Einkommensverlust ab. Wir erkennen leicht überdurchschnittliche Öffnungszeiten bei leicht unterdurchschnittlichem Patientenaufkommen, was wiederum für Nachteile in der Einkommenssituation sorgen wird.“

Die nicht erst seit Corona bestehende mangelnde Wertschätzung der Hausärztinnen und Hausärzte sorgt für einen mittlerweile beängstigenden Ärztemangel, dem die NÖ Landesregierung nun mit einem „Acht-Punkte-Programm“ entgegentreten möchte. „Wir haben diese acht Punkte um zwei Punkte ergänzt und im Rahmen der Umfrage um Bewertung ersucht. Eine „Aufwertung der Allgemeinmedizin“ wird vom Großteil der Kolleginnen und Kollegen hierbei als wichtig erachtet, ist aber leider nur eine inhaltsleere Worthülse“, so Dr. Rückert. „Wie soll die Aufwertung erfolgen? Konkrete Konzepte fehlen noch und müssten rasch erarbeitet werden. Ganz offensichtlich würde dazu ein moderner Leistungskatalog gehören, der die erbrachten Leistungen angemessen honoriert.“

Primärversorgung muss endlich evaluiert werden

Allgemeinmedizin wird aus Sicht von Dr. Rückert für die Betreiber vor allem dann attraktiv, wenn sie komplett angeboten werden kann. „Nämlich auch mit einer Hausapotheke, sodass sich Patienten den Umweg in die Apotheke ersparen. Unter solchen Voraussetzungen dürften wieder mehr Ärzte den finanziell riskanten Schritt in die Selbstständigkeit als Kassenallgemeinmediziner wagen und auch in die Bedarfsregionen, speziell auf dem Land gehen.“

Den geringsten Zuspruch gab es für den Vorschlag, wonach „Gesundheitszentren attraktiver werden sollen“. Die Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit fordert ohnehin schon seit einiger Zeit, dass die Primärversorgungseinheiten – wie ursprünglich auch vereinbart – endlich evaluiert werden. „Denn ich vermute, dass PVE keinen medizinischen Zusatznutzen bieten, aber enormes Geld verschlingen. Nachdem die Evaluierungsgrundlagen ja bereits erhoben sind, sollte es doch ein Leichtes sein, meine Vermutung zu entkräften. Sollte dies jedoch nicht gelingen, muss rasch gegengesteuert werden“, so das Resümee von Dr. Rückert.

Wiener Neustadt, 13.11.2020

Kontakt: Michael Dihlmann, 0664/1449894, info@plattform-freiwilligkeit.at

Details zur Umfrage und Auswertung unter https://plattform-freiwilligkeit.at/wp-content/uploads/2020/11/Auswertung-Umfrage-November-PF.pdf

Auswertung der Umfrage vom November 2020

Google-Umfrage 3 der Plattform Freiwilligkeit vom November 2020

(Zielgruppe: Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag in Niederösterreich)

Teilnehmer: Rund 250 angeschriebene Hausärztinnen und Hausärzte mit und ohne ärztliche Hausapotheke in Niederösterreich, Rücklauf 191 Antworten. Die möglichen Teilnehmer wurden per E-Mail und per WhatsApp über die Umfrage informiert.

Durchführungszeitraum: 6.11.2020 16:00 Uhr bis 9.11.2020 8:00 Uhr

Umfragezweck: Ermittlung von Informationen sowie der persönlichen Einstellung zu diversen aktuellen Fragestellungen rund um die hausärztliche Tätigkeit.

Es wurde eine anonyme und nicht personalisierte Umfrage auf der Basis von Selbstselektion durchgeführt.

Die Nachteile von solchen Umfragen sind:

  • Mögliche Mehrfachabstimmung
  • Mögliche Teilnehmer, die nicht der Zielgruppe entsprechen
  • Keine Repräsentativität

Die Vorteile von solchen Umfragen sind:

  • Große Bereitschaft zur Stimmabgabe
  • Große Bereitschaft zu Ehrlichkeit
  • Einfacher Einstieg
  • Einfaches Handling
  • Keine Datenschutzproblematik

Reihenstellungseffekte wurden vermieden wo es möglich war. Eine Plausibilitätskontrolle wurde durchgeführt.

Presseaussendung vom 31.8.20

Das Rätsel des angeblichen Ärztemangels ist wohl gelöst

ÖGK gesteht indirekt ein, dass man mit Kassenhonoraren allein kein angemessenes Einkommen erzielen könne

An den Verdienstmöglichkeiten könne der Ärztemangel nicht liegen, meinten ÖGK-Generaldirektor Mag. Berhard Wurzer und ÖGK-Landesstellenleiter für Tirol Dr. Arno Melitopulos-Daum laut Bericht der TT vom 25. August 2020 anlässlich eines Besuchs von Dir. Mag. Wurzer in Tirol. „Abgesehen von den Leistungen an heimischen Patienten, welche die Kasse abrechnet, würden Tiroler Hausärzte bis zu 50 Prozent des Gesamteinkommens mit Privathonoraren speziell in Tourismusorten verdienen. Ein niedergelassener selbstständiger Arzt verdiene mehr als dessen Kollege mit Anstellung im Spital“, wird in der TT zitiert.

„Das ist für mich im Umkehrschluss ein ganz klarer Beweis, dass Kassenhonorare allein nicht für ein angemessenes Einkommen von Hausärztinnen und Hausärzten ausreichen können“, so Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. „Und wer in Niederösterreich könne bei einem ähnlichen Kassensystem schon 50 Prozent seines Gesamteinkommens aus dem Tourismus lukrieren? Betuchte Touristen aus Übersee sind in den meisten Ordinationen Niederösterreichs absolute Mangelware. Und EU-Touristen müssen nach den gleichen Spielregeln behandelt werden wie Einheimische.“

Der Ärztemangel existiert, weil die Honorare als nicht angemessen erscheinen

So ist es aus Sicht von Dr. Rückert auch kein Wunder, dass von allen ausgeschriebenen Kassenstellen für Allgemeinmedizin in Niederösterreich 22 Stellen unbesetzbar sind. „Diese wurden bereits mehrfach ausgeschrieben, ohne dass sich auch nur ein einziger Bewerber gefunden hat.“ Ohne das Zusatzeinkommen aus dem Tourismus läge der Verdienst laut ÖGK wohl deutlich unter dem Verdienst angestellter Kolleginnen und Kollegen. „Glauben die Verantwortlichen allen Ernstes, dass Jungärztinnen und -ärzte sich das noch antun wollen, zumal sie ja dann auch noch die finanzielle Verantwortung für einen Betrieb übernehmen müssen?“

„Direktor Mag. Wurzer sieht auch keinen Zusammenhang zwischen Hausapotheken und der Nachbesetzung von Kassenstellen. Ich fordere ihn hiermit öffentlich auf zu erklären, warum wohl Stellen mit Hausapotheke mit wenigen Ausnahmen in ganz Österreich problemlos nachbesetzbar sind, während beispielsweise alle 22 unbesetzbaren Hausarztstellen in Niederösterreich keine ärztliche Hausapotheke führen dürfen“, so Dr. Rückert weiter. „Das ist ein weiterer ganz klarer Beweis, dass das Problem Ärztemangel nicht deshalb existiert, weil sich Ärztinnen und Ärzte vor der Freiberuflichkeit und dem Einzelkämpfertum fürchten. Das Problem Ärztemangel existiert, weil der Leistungs- und Honorarkatalog der ÖGK den Jungärztinnen und Jungärzten vor allem finanziell als nicht angemessen erscheint.“

Wiener Neustadt, 31.8.2020

Kontakt: Michael Dihlmann, 0664/1449894, info@plattform-freiwilligkeit.at

Presseaussendung vom 20.8.2020

Die hausärztliche Versorgung ist massiv gefährdet – und zwar nicht nur durch Corona

Ärzteumfrage: Ein weiterer Lockdown ohne finanziellen Ausgleich hätte die Schließung eines Großteils aller Ordinationen zur Folge – fast die Häfte aller Hausärztinnen und Hausärzte in Niederösterreich denkt aber ohnehin über eine berufliche Veränderung nach

„Ich bin ziemlich erstaunt über das Ergebnis unserer jüngsten Umfrage in Bezug auf das Verhalten bei einem möglichen zweiten Lockdown, an der 184 Hausärztinnen und Hausärzte aus Niederösterreich teilgenommen haben“, so Dr. Oliver Rückert, Hausarzt und Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. „So ist nur etwa ein Drittel der Befragten bedingungslos bereit, bei einem möglichen zweiten Lockdown die Ordination dienstbereit zu halten. Mehr als die Hälfte der Befragten stellt zwei Bedingungen für eine Dienstbereitschaft während einem möglichen zweiten Lockdown: Es müsste sowohl geeignete Schutzausrüstung gratis zur Verfügung gestellt werden als auch im Vorfeld eine Zusage für einen Kosten- und Einkommensausgleich erfolgen.“

Große Unzufriedenheit mit ÖGK und Leistungs-/Honorarkatalog

„Etwa 55 Prozent der befragten Hausärztinnen und Hausärzte geben an, durch einen weiteren Lockdown in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten“, so Dr. Rückert weiter. Und auch die Einschätzung der persönlichen hausärztlichen Zukunft wurde abgefragt: 45 Prozent der Befragten denkt bereits darüber nach bzw. ist sich schon sicher, alle Kassenverträge bzw. nur den ÖGK-Kassenvertrag früher als geplant zu kündigen. Begründet wird das vor allem mit mangelnder Wertschätzung seitens der Öffentlichkeit (55 %), mangelnder wirtschaftlicher Perspektive (57 %), mangelndem Respekt seitens des Vertragspartners ÖGK (73 %) sowie ungeeignetem Leistungs- und Honorarkatalog (91 Prozent).

Alarmsignale wahrnehmen und Strategien entwickeln

Interessant sind aus Sicht von Dr. Rückert die Unterschiede über die Altersgruppen: „Bei den 51 bis 55-jährigen denken mehr als 60 Prozent darüber nach oder sind sich bereits sicher, die Kassenverträge bzw. den „großen“ Kassenvertrag früher als geplant zu kündigen. Diese Gruppe ist groß und enorm wichtig. Daher ist es dringend an der Zeit, die Alarmsignale wahrzunehmen und sinnvolle Strategien zum Erhalt der hausärztlichen Versorgung zu entwickeln.“ Sollte das nicht gelingen, ist ein Zusammenbruch der hausärztlichen Versorgung zumindest in Niederösterreich vorprogrammiert. „Da helfen auch die viel gelobten Primärversorgungseinheiten nicht weiter, deren Mehrwert ungewiss ist und von denen man eines annehmen muss: Flächendeckend wären sie unfinanzierbar.“

 

Wiener Neustadt, 20.8.2020

Kontakt: Michael Dihlmann, 0664/1449894, info@plattform-freiwilligkeit.at

Offener Brief vom 5.8.20 an alle Abgeordneten zum Nationalrat sowie zum NÖ Landtag

Offener Brief an alle Abgeordneten zum Nationalrat sowie zum NÖ Landtag

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete!

Die Sommerpause ist mittlerweile angebrochen und die einschlägigen Medien sind wieder einmal regelmäßig mit Veröffentlichungen bestückt, in denen „Primärversorgungseinheiten“ als Allheilmittel für die medizinische Basisversorgung und gegen den angeblich vorhandenen Ärztemangel gesehen werden. Als Hausarzt in Niederösterreich und Obmann einer Ärzteinitiative kann ich angesichts solcher Bekundungen immer wieder nur staunen.

Ich möchte im Folgenden meine Ansicht auch begründen:

Eine jüngst von unserer Initiative unter 160 Hausärztinnen und Hausärzten in Niederösterreich durchgeführte Umfrage zeigt eindeutig, wie die niedergelassene Ärzteschaft über Primärversorgungseinheiten denkt. Anbei ein Auszug:

  • Etwa ein Drittel der Befragten fühlt sich durch PVE in ihrer/seiner ärztlichen Tätigkeit benachteiligt.
  • Vier von fünf Befragten halten eine materielle Bevorzugung von PVE für kontraproduktiv.
  • Die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, dass PVE die Existenz der niedergelassenen Einzel- und Gruppenpraxen gefährden.
  • Nur drei Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass PVE dazu beitragen können, den Ärztemangel einzudämmen.
  • Nur acht Prozent sind der Ansicht, dass PVE einen Vorteil für die Patientinnen und Patienten bringen können.

Wie kommen denn die Befragten zu dieser Meinung? Sie sind ganz offensichtlich der Ansicht, dass mit „PVE der Ausprägung Niederösterreich“ künstliche Konstrukte geschaffen werden, die nur durch Bevorzugung gegenüber anderen Anbietern, Subventionierung und Abweichungen von dem für alle anderen Kassenärztinnen und Kassenärzten gültigen Kassenvertrag zu ihren Gunsten einigermaßen attraktiv für die Betreiber geführt werden können. Und damit gleichzeitig die Existenz der bestehenden echten Primärversorgung massiv gefährden.

Ist Ihnen schon einmal in den Sinn gekommen, dass gerade diese Art von Gesundheitspolitik der Sargnagel für die Allgemeinmedizin sein könnte? Würden Sie sich als Jungärztin/Jungarzt mit einem Kassenvertrag für Allgemeinmedizin niederlassen und mehrere hunderttausend Euro Schulden aufnehmen, wenn Sie das Gefühl hätten, dass Ihnen jederzeit so ein Zentrum vor die Nase gesetzt werden könnte? Ich jedenfalls nicht und ich schätze, dass das für den Großteil der bereits niedergelassenen Ärzteschaft auch schon zutrifft.

Ich erwarte mir daher von Ihnen, dass die Diskussion über die Zukunft des Gesundheitswesens seriös geführt wird. Dazu bedarf es endlich einer Aufbereitung und Evaluierung der bisherigen Erfahrungen mit den Primärversorgungseinheiten. Denn wir wissen bis heute leider noch nicht,

  • ob Primärversorgungseinheiten ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis in Bezug auf medizinische Leistungen aufweisen als Einzel- oder Gruppenpraxen.
  • ob Primärversorgungseinheiten überhaupt ihrer Leistungsverpflichtung gemäß Vereinbarung nachkommen.
  • ob durch Primärversorgungseinheiten eine spitalsentlastende Wirkung entfacht wird.
  • ob durch Primärversorgungseinheiten eine existenzgefährdende Benachteiligung von Einzel- und Gruppenpraxen erfolgt.

Zusammenfassung: Wir wissen nicht, ob Primärversorgungszentren aus gesundheitsökonomischer Sicht Sinn machen.

Ich ersuche Sie daher, Ihre politische Kraft dafür einzusetzen, dass Entscheidungen für die Zukunft des Gesundheitswesens wieder auf der Basis von Fakten, anstatt auf der Basis von politischer Willkür getroffen werden.

Ich erlaube mir an dieser Stelle noch eine Einschätzung, wie man den angeblich vorhandenen Ärztemangel beheben kann: Stellen Sie sicher, dass im gesamten Gesundheitssystem für gleiche medizinische Leistung das gleiche Honorar/Entgelt bezahlt wird und dass dieses Honorar/Entgelt zu einer Kostendeckung in denjenigen Organisationseinheiten führt, die am besten für die Erbringung der jeweiligen medizinischen Leistung geeignet sind. Stellen Sie sicher, dass es eine finanzielle Gesamtverantwortung für den Gesundheitsbereich gibt. Denn so lange es für die Krankenkassen von Vorteil ist, für bestimmte Projekte Subventionen aus anderen Finanzierungsbereichen zu bekommen – auch wenn die medizinischen Leistungen dann teurer und möglicherweise sogar schlechter werden – kann das System nicht funktionieren.

Wenn hier nicht gegengesteuert wird, ist die weitere Entwicklung aus meiner Sicht vorhersehbar: Die preiswerten Einzel- und Gruppenpraxen werden verschwinden, die Primärversorgung wird mehr und mehr zentralisiert. Und am Ende des Tages wird das System damit endgültig unfinanzierbar.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Oliver Rückert

Arzt für Allgemeinmedizin

Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

Wiener Neustadt am 5.8.20

Presseaussendung vom 30.6.2020

Primärversorgung und ärztliche Honorarordnung – zwei Themenbereiche mit dringendem Handlungsbedarf

Die Corona-Krise hat sichtbar gemacht, welche gesundheitspolitischen Agenden im niedergelassenen Bereich umgehend verhandelt werden müssen

„Die Corona-Krise hat uns niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten schmerzlich vor Augen geführt, welche Qualität die bestehenden Rahmenbedingungen der ärztlichen Tätigkeit haben. Mein persönlicher Eindruck war, dass die Kassenverträge nicht dazu geeignet sind, unsere Arbeit während einer Pandemie abzubilden. Es war nicht möglich, kostendeckende Honorare zu erwirtschaften. Um ein genaueres Stimmungsbild der Kollegenschaft zu bekommen, haben wir daher im Juni eine Umfrage durchgeführt“, so Dr. Oliver Rückert, Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit.

Die 160 teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte gaben im Schnitt an, in den Monaten März, April und Mai rund ein Drittel Umsatzminus gemacht zu haben. „Das entspricht bei fast vollen Betriebskosten einem Einkommensrückgang von zwei Drittel. Für manche kann das existenzbedrohend sein. Daher kann ich nur die Forderung wiederholen, die bereits vor einigen Wochen an die Politik gestellt wurde: Wir haben in dieser schweren Zeit dabei mitgeholfen, die Auswirkungen der Pandemie überschaubar zu halten, in dem wir unseren Ordinationsbetrieb aufrechterhalten haben. Und das muss finanziell ausgeglichen werden“, meint Dr. Rückert.

Dringende Neuausrichtung der Honorarordnung benötigt

Und genau jetzt ist es aus seiner Sicht daher auch an der Zeit, sich über die Zukunft der Honorarordnung im niedergelassenen Bereich Gedanken zu machen. „83 Prozent der Teilnehmer sprachen sich für eine Neuausrichtung der Honorarordnung mit angemessener Honorierung in allen Situationen der ärztlichen Tätigkeit aus. Gerade einmal acht Prozent halten die Honorarordnung in der derzeitigen Form für passend.“ Wenn so eine Vereinbarung nur unter „Normalbetrieb bei Volllast“ einen kostendeckenden Betrieb in den Ordinationen gewährleisten kann, dann muss aus Sicht von Dr. Rückert dringend eine Änderung vorbereitet und eingeleitet werden.

Knapp neun Prozent der Teilnehmer sind der Ansicht, dass auch in Apotheken durch Apotheker geimpft werden können sollte. „Für mehr als 90 Prozent sollte Impfen den Ärztinnen und Ärzten vorbehalten bleiben. Der Großteil meint, dass auch Impfstoffe in den Ordinationen gelagert werden können sollten.“ Ebenso denken sieben von acht Teilnehmern, dass man generell das System der ärztlichen Hausapotheken ausweiten sollte. „Statt den Hochrisikopatienten die verordneten Medikamente gleich mitgeben zu können, müssen sie zur nächsten öffentlichen Apotheke gehen. In Bezug auf Infektionen ein absolutes Sicherheitsrisiko. Unter Umständen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dort Schlange stehen und damit nochmals dem maximalen Risiko einer Ansteckung mit dem Virus ausgesetzt sein.“

Sachliche Aufarbeitung des Themas Primärversorgung notwendig

Die Resultate zum Thema Primärversorgungseinheiten geben aus Sicht von Dr. Rückert wenig Anlass zur Freude. „Nur acht Prozent der Teilnehmer sehen einen Vorteil von PVE für Patientinnen und Patienten gegenüber Einzelordinationen oder Gruppenpraxen. 80 Prozent halten eine materielle und finanzielle Bevorzugung von PVE für kontraproduktiv. Die Hälfte der Teilnehmer ist sogar der Meinung, dass PVE generell die niedergelassenen Einzel- und Gruppenpraxen in ihrer Existenz gefährden.“

Dieses Ergebnis gibt ganz deutlich zu verstehen, dass dringend eine sachliche Aufarbeitung geboten ist. Dr. Rückert: „Hier ist meines Erachtens die Ärztekammer am Zug. Mit der derzeitigen Vereinbarung riskiert man den Fortbestand der echten Primärversorgung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Einzel- oder Gruppenpraxen und somit die Zukunft preiswerter, wohnortnaher medizinischer Versorgung.“

https://plattform-freiwilligkeit.at/wp-content/uploads/2020/06/Auswertung-Google-Umfrage-1-Plattform-Freiwilligkeit-Juni-2020.pdf

30.6.2020

Kontakt:

Michael Dihlmann

0664/1449894

info@plattform-freiwilligkeit.at

Auswertung der Google-Umfrage 1 vom Juni 2020

Flugblatt 1 Corona Plattform Freiwilligkeit vom 12.4.20, darf uneingeschränkt verwendet und verbreitet werden

Immer noch kein ausreichender Schutz für Hausärztinnen und Hausärzte vorhanden, 7.4.20

Immer noch kein ausreichender Schutz für Hausärztinnen und Hausärzte vorhanden

Die NÖ Ärztekammer ist ganz offensichtlich mit vernünftiger Verteilung der vorhandenen Schutzausrüstung überfordert

„Auch wenn die Ärztekammer rechtlich nicht für das Bereitstellen und Verteilen von Schutzausrüstung zuständig ist, muss sie das vernünftig organisieren, wenn sie diese Aufgabe übernimmt“, meint Mag. Markus Lechner, Rechtsanwalt der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. „Laut zahlreichen Rückmeldungen aus ganz Niederösterreich sowohl bei mir als auch bei der Plattform direkt hat das aber heute in einigen Bezirken Niederösterreichs überhaupt nicht funktioniert. Viele Ärztinnen und Ärzte sind stinksauer“, so Mag. Lechner.

„Über das kammerinterne Kommunikationsmedium wurde gestern bekanntgegeben, wann und wo man sich Schutzausrüstung abholen kann“, so Obmann Dr. Oliver Rückert. „Viele sind dann bis zu 60 Kilometer zur Abholstelle gefahren, in der Erwartung, dass vernünftiges Material wie etwa FFP3-Masken zur Verfügung steht. Für Hausärztinnen und Hausärzte waren in einigen Bezirken jedoch nur Handschuhe vorgesehen. Wir müssen davon ausgehen, dass das ein flächendeckendes Problem ist.“

Brauchbare Masken sind vorhanden, aber scheinbar nicht für die Allgemeinmedizin

„In einem und bekannten Fall wurden solche Masken sogar an Allgemeinmediziner ausgegeben, dann aber vom Roten Kreuz wieder zurückgefordert, weil die Masken versehentlich ausgegeben worden seien“, bestätigt Mag. Lechner. „Das Rote Kreuz hat die Masken dann wieder abgeholt. Anscheinend wird die Hausärzteschaft hier systematisch benachteiligt, denn Kassenfachärzte sowie Wahlärzte bekamen diese dringend notwendigen Schutzmasken zugeteilt.“

Aus Sicht von Hausarzt Dr. Rückert ist das entsetzlich. „Gerade die Hausärzteschaft benötigt diese Masken als erste Anlaufstelle im System. Denn wir versorgen den Großteil derjenigen, die akut krank sind und bei denen Verdacht auf eine Covid-19 Infektion besteht. Wir visitieren unsere Patientinnen und Patienten sogar derzeit noch. Warum setzt man hier unsere Gesundheit und unser Leben auf´s Spiel?“

 

Erster Hausarzt in Niederösterreich an Covid-19 verstorben, 5.4.20

Erster Hausarzt in Niederösterreich an Covid-19 verstorben

Was muss noch passieren, bis die Politik aufwacht?

Nun ist es soweit: Der erste Hausarzt aus Niederösterreich ist an den Folgen einer Covid-19-Infektion verstorben“, so Dr. Oliver Rückert, Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. „Unser Mitgefühl und Beileid gilt allen Angehörigen eines geschätzten Kollegen aus dem Bezirk Bruck an der Leitha, der sich trotz mangelhafter Schutzausrüstung und ungeklärter Finanzierung des Ordinationsbetriebs bis zu seiner Erkrankung aufopfernd um seine Patientinnen und Patienten kümmerte.“

Dr. Rückert ist sauer: „Wir als Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit sowie weitere Gruppen von betroffenen Ärztinnen und Ärzten aus Niederösterreich versuchen unermüdlich seit mehreren Wochen die verantwortlichen Politiker auf die bestehende Misere aufmerksam zu machen. Aber niemand nimmt unsere Anliegen ernst.“ Einerseits tragen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte derzeit die Kosten ihres Ordinationsbetriebs selbst, andererseits sind die verantwortlichen Organisationen ganz offensichtlich nicht in der Lage, geeignete Schutzausrüstung zu organisieren und die Verteilung zu gewährleisten. „Das alles muss in Österreich endlich zur Chefsache gemacht werden.“

 

Offener Brief an Bundeskanzler Kurz, Gesundheitsminister Anschober sowie ÖGK Generaldirektor Mag. Wurzer vom 5.4.20

Sehr geehrte Herren!

Bereits am 27. März 2020 wurde Ihnen ein von mehr als 200 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten unterzeichneter offener Brief an Bundeskanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober mit folgender Forderung übermittelt:

„Wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte fordern von der Bundesregierung, dass in Österreich nach deutschem Vorbild ebenfalls geeignete Maßnahmen in die Wege geleitet werden, um die Nachteile auszugleichen, die aufgrund eines durch COVID-19 eingeschränkten, aber aufrecht erhaltenen Ordinationsbetriebes entstehen.“

Leider hat es bis auf vereinzelte positive Rückmeldungen noch keinerlei offizielle Stellungnahme zu unserem berechtigten Anliegen seitens der Verantwortlichen gegeben.

 

In der Zwischenzeit hat sich die Österreichische Gesellschaft für Medizinrecht wie folgt zu diesem enormen Problem geäußert:

„Vorweg ist festzuhalten, dass es jetzt gerade die niedergelassenen Vertragsärztinnen- und Ärzte sind, welche seit der Frühphase der Pandemie nahezu einzig die medizinische Versorgung der Bevölkerung zur notwendig gewordenen Entlastung der Spitäler versorgungsrelevant aufrecht halten. Infolge der notwendigen Schutzmaßmaßnahmen geschieht dies nicht einmal unter kostendeckenden Bedingungen, wodurch tatsächlich Vertragsärzte die extramurale Gesundheitsversorgung nicht nur sichern, sondern derzeit sogar finanzieren.“

So heißt es weiter: „Vertragsärztinnen- und Ärzte müssen ihre Ordinationen geöffnet halten, obwohl man Patientinnen und Patienten seitens des Gesundheitsministeriums aufruft, zuhause zu bleiben und nicht zum Arzt zu gehen. Das ist in doppelter Hinsicht ineffizient. Einerseits, da es dadurch zu unkontrollierten Patientenströmen im Rahmen der Pandemie kommt, welche man ja verhindern möchte (um ein Ansteckungsrisiko – gerade auch für Ärzte – zu minimieren) und andererseits dadurch, dass die im Krisenfall erbrachten Leistungen nicht im Leistungskatalog abgebildet sind, wodurch Vertragsärztinnen- und Ärzte (v.a. bei Fachärzten) gezwungen sind, defizitär zu arbeiten. Vertragsärztinnen- und Ärzte tragen somit die Vorhaltekosten für die extramurale Versorgung allein.

Ein Teil der Vorschläge der Österreichischen Gesellschaft für Medizinrecht zur Behebung dieses Problems deckt sich mit unserer Forderung:

„Garantie seitens der Regierung an die Vertragsärztinnen- und Ärzte der vollkommenen Kostendeckung der Vorhaltekosten und der Existenzsicherung der Vertragsärztinnen- und Ärzte.“

„Volle Existenzsicherung bei CoVid-19 Infektion bzw. Kontakt, auch für Ärzte in der freien Praxis.“

„Es ist damit zu rechnen, dass sich große finanzielle Spätfolgen für Vertragsärztinnen- und Ärzte aufgrund der Einkommensverluste im 4. Quartal einstellen werden. Es ist daher eine Schutzgrenze in den Fällen vorzusehen, bei denen sich das Kassenhonorar unter dem jeweiligen Fachgruppendurchschnitt des vergleichbaren „Nichtkrisenquartals“ des Vorjahres befindet und ein Ausgleich in der Höhe des Differenzbetrages zum jeweiligen Fachgruppendurchschnitt zur Erreichung des Durchschnittes zu gewährleisten.“

 

Die zwischenzeitlich erfolgte Zusage der ÖGK, die nächsten Akontierungszahlungen laut Gesamtvertrag „trotz schwieriger Zeiten durchzuführen“, hat mit dieser Problemstellung nichts zu tun. Denn diese Akontierung bezieht sich noch auf den Umsatz des vierten Quartals 2019. Auch die nächste Abrechungsperiode des ersten Quartals im dritten Quartal 2020 samt Akontierung wird wohl noch kein Existenzproblem darstellen, denn da spielen lediglich die letzten zwei Märzwochen 2020 eine Rolle.

Der Ausgleich über die ersten elf „normalen“ Wochen des Jahres sorgt dafür, dass bei einem Umsatzrückgang von beispielsweise 50 Prozent in besagten zwei Wochen mit einem Umsatzrückgang gesamt von nur etwa acht Prozent über das ganze Quartal zu rechnen ist. Der daraus folgende Einkommensrückgang von rund 15 Prozent ist für die meisten Kolleginnen und Kollegen nicht existenzgefährdend und die Betriebskosten können noch finanziert werden.

Wie bereits von der Österreichischen Gesellschaft für Medizinrecht ausgeführt, wird das ab dem vierten Quartal völlig auf den Kopf gestellt. Denn dort wird das zweite Quartal abgerechnet und die Vorauszahlungen werden daran angepasst. Und das wird aus wirtschaftlicher Sicht für alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte eine teilweise existenzgefährdende Katastrophe. Wenn nicht gegengesteuert wird.

 

Der NÖ Ärztekammerpräsident hat in einem Antwortbrief auf ein ähnlich gelagertes Anliegen von Kammermitgliedern geäußert, dass es „ein Wesen der Selbständigkeit sei, das unternehmerische Risiko selbst zu tragen.“ Er vergleicht uns in diesem Zusammenhang mit anderen Betrieben etwa aus Gastronomie und Tourismus, die jetzt eben schließen müssten und dadurch Umsatzeinbußen ohne Absicherung haben.

Wir jedoch haben unsere Betriebe im Unterschied zu Tourismusbetrieben derzeit noch geöffnet und brauchen daher als „selbständige Wirtschaftstreibende“ rasch genaue Informationen, wie unsere Leistungen sowie die Vorhaltung unserer Leistungsfähigkeit samt Infrastruktur in dieser Krise honoriert werden. Denn nur so sind wir in der Lage, die richtigen unternehmerischen Schritte zu setzen. Wir sind selbstverständlich bereit und willig, unseren Beitrag zur Bewältigung dieser Krise zu leisten. Das geht aber nur, wenn wir die anfallenden Kosten in unseren Ordinationen sowie unseren Lebensunterhalt auch bestreiten können.

Zusätzlich zur Wiederholung der nach wie vor bestehenden Forderung vom 27.3.2020 stelle ich daher folgende Frage:

Wie gedenken Sie, die Honorierung der Ärztinnen und Ärzte zu gestalten, die einen trotz COVID-19 eingeschränkten Ordinationsbetrieb zur Sicherung der medizinischen Grundversorgung in Österreich aufrechterhalten?

  • Ausgleich der finanziellen Nachteile etwa an Hand vergleichbarer „Nichtkrisenquartale“
  • Abrechnung anhand bestehender Verträge ohne zusätzlichen finanziellen Ausgleich
  • Eine andere Form der Honorierung, und zwar …

 

Ich merke mir eine Rückantwort auf diesen offenen Brief bis zum 10.4.2020 vor. Sollte ich eine Antwort bekommen, werde ich ihn über den Infomailverteiler der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit verbreiten. Denn nur mit diesen Informationen ausgestattet können meine Kolleginnen und Kollegen ihre individuellen Entscheidungen über den zukünftigen Fortbestand bzw. die Organisation des Betriebs ihrer Ordinationen treffen. Sollte ich keine Antwort bekommen, werde ich das ebenfalls verbreiten. Damit wäre aber auch ganz klar, auf was wir uns zukünftig einstellen müssen.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Oliver Rückert, Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

Wiener Neustadt, am 5.4.2020

info@plattform-freiwilligkeit.at

 

Ergeht in Kopie an

die Abgeordneten zum Österreichischen Nationalrat

den Presseverteiler der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

den Infomailverteiler der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

 

Offener Brief Kurz Anschober Wurzer Plattform Freiwilligkeit 050420

offener brief an bundeskanzler kurz und gesundheitsminister anschober vom 27.3.20

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Kurz,

sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Anschober!

„Sie als niedergelassene Ärztinnen und Ärzte bilden den ersten Schutzwall, den unser Gesundheitssystem im Kampf gegen das Virus aufbietet. Ihr Engagement und Ihre Bereitschaft, den Arztberuf mit Leidenschaft auszuüben, macht es möglich, die Pandemie in geordneten Bahnen zu begleiten und den stationären Sektor vor einer über das Maß des Notwendigen hinausgehende Inanspruchnahme mit Patienten zu schützen.“

Das sind die Worte vom deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn, der ebenso angekündigt hat zu prüfen, welche gesetzlichen Maßnahmen vorgenommen werden müssen, um die Nachteile auszugleichen, die aufgrund eines durch COVID-19 eingeschränkten Ordinationsbetriebes entstehen. Ein entsprechendes Gesetz wurde bereits auf den Weg gebracht und soll rasch beschlossen werden. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte werden dadurch bei einer Umsatzminderung aufgrund einer geringeren Inanspruchnahme durch Patientinnen und Patienten mit Ausgleichszahlungen sowie mit zeitnahen Anpassungen der Honorare geschützt.

 

Wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte fordern von der Bundesregierung, dass in Österreich nach deutschem Vorbild ebenfalls geeignete Maßnahmen in die Wege geleitet werden, um die Nachteile auszugleichen, die aufgrund eines durch COVID-19 eingeschränkten, aber aufrecht erhaltenen Ordinationsbetriebes entstehen.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Ahmadolla Abdelrahimsai, Dr. Angelika Ableitinger, Dr. Shahram Adel, Dr. Adil Al-Sayegh, Dr. Manuela Angerer, Dr. Tina Asimi, Dr. Peter Balas, Dr. Philipp Balga, Dr. Christian Balogh, Dr. Eveline Balutsch, Dr. Wischtab Balutsch, Dr. Andreas Barnath, Dr. Günther Hans Bartl, Dr. Andreas Baumgartner, Dr. Marion Beer-Donner, Dr. Elena Behawy, Dr. Adele Bertl, Dr. Jörg Beutelhauser, Dr. Susanne Biowski-Frotz, Dr. Elena Biricz, Dr. Martin Bluhme, Dr. Gerhard Bohrn, Dr. Peter Bökemann, Dr. Jael Bosman, Dr. Victor Boulgaropoulos, Dr. Armin Breinl, Dr. Norbert Brock, Dr. Holger Broschek, Dr. Walter Bruckmühler, Dr. Anita Brunner, Dr. Ulrich Busch, Dr. Sophie Bushnak-Salomon, Dr. Holger Chromy, Dr. Gunther Cichicki, Dr. Wolfgang Cozzarini, Dr. Arpad Csernay, Dr. Anton Danzer, Dr. Irene Dax, Dr. Peter Dieser, Dr. Joachim Dinhobl, Dr. Martina Dinhobl, Dr. Regina Drouin, Dr. Jjiliana Durovic, Dr. Yasemin Dürrschmid-Özgül, Dr. Robert Eglhofer, Dr. Dieter Ehrgott, Dr. Markus Enzelsberger, Dr. Konrad Ernstbrunner, Dr. Josef Fehrmann, Dr. Martin Feistritzer, Dr. Alexander Fengler, Dr. Maximilian Fengler, Dr. Julia Fertsak, Dr. Helga Fichtenbauer, Dr. Nikolaus Fiegl, Dr. Andreas Föger, Dr. Herbert Fohringer, Dr. Michael Forbelsky, Dr. Ursula Forbelsky, Dr. Karl-Michael Freudenthaler, Dr. Petra Freudenthaler, Dr. Sabine Friedl, Dr. Andreas Fritsch, Dr. Stefan Fritsch, Dr. Gita Gharari, Dr. Wolfgang Gleirscher, Dr. Renate Göschl-Fischbach, Dr. Anita Greilinger, Dr. Marieta Grigorova, Dr. Claudia Hadrigan, Dr. Andreas Haiden, Dr. Keyhan Hariri, Dr. Gerhard Hartenstein, Dr. Martina Hasenhündl, Dr. Elisabeth Hasenzangl, Dr. Bernhard Hiermayer, Dr. Gerhard Hochmaier, Dr. Eva Maria Hochstöger, Dr. Michael Hofner, Dr. Gabriele Hollmüller, Dr. Alexandra Holzmann-Masin, Dr. Birgit Honetz, Dr. Reinhard Honsa, Dr. Gustav Huber, Dr. Ursula Huber, Dr. Dieter Hübl, Dr. Michael Jung, Dr. Friedrich Kaiblinger, Dr. Gerhard Kaiser, Dr. Michaela Kamptner, Dr. Christian Karner, Dr. Christoph Katzenschlager, Dr. Fiona Kirk, Dr. Ursula Klaar, Dr. Astrid Klausgraber, Dr. Katalin Klausner, Dr. Anna Klima, Dr. Michael Klosterer, Dr. Nikola Klosterer, Dr. Markus Koller, Dr. Wolfgang Konrad, Dr. Martin Köppl, Dr. Hannes Kraus, Dr. Elisabeth Kreimel, Dr. Ute Kren, Dr. Peter Krenn, Dr. Karin Kulec, Dr. Letzia Lamar, Dr. Rochus Längle, Dr. Natascha Langmann, Dr. Monika Langthaler, Dr. Alexandra Leder, Dr. Verena Ledl, Dr. Gudrun Leeb, Dr. Reinhard Lehninger, Dr. Elisabeth Leonardelli, Dr. Silvia Lichtenwallner, Dr. Doris Linsberger, Dr. Daniela Litzlbauer, Dr. Reinhard Lober, Dr. Hemma Longin, Dr. Robert Lothaller, Dr. Annemarie Lux, Dr. Raffaela Mair, Dr. Wolfgang Mair, Dr. Andrea Man, Dr. Ingrid Matschiner-Schneider, Dr. Viktoria Mellauner, Dr. Anna-Katharina Mick, Dr. Oliver Mick, Dr. Gerlinde Miehl, Dr. Dominik Moritz, Dr. Manfred Moser, Dr. Gunda Nagel, Dr. Alexander Nahler, Dr. Edwin Neuber, Dr. Syrus Nikou, Dr. Ahmad Nischaburi, Dr. Helga Öller, Dr. Roswitha Oppl, Dr. Oliver Ortner, Dr. Derya Öztürk, Dr. Helmut Pairleitner, Dr. Dimitrios Papaevangelou, Dr. Cornelia Pfeiler, Dr. Doris Pflanzer, Dr. Arpad Pock, Dr. Klemes Pospischil, Dr. Reinhard Pozniak, Dr. Mary Radon, Dr. Jochen Rausch, Dr. Daniela Raychard, Dr. Nikolaus Redtenbacher, Dr. Kathrin Reitstätter, Dr. Anna Reuter, Dr. Harald Richter, Dr. Sema Robl, Dr. Josef Rosenmayer, Dr. Oliver Rückert, Dr. Gabor Russay, Dr. Harald Ruth, Dr. Doris Sadrija, Dr. Eva Samek, Dr. Melanie Satke, Dr. Gerhard Schachner, Dr. Jasmin Schanda-Wallner, Dr. Sylvia Schikuta, Dr. Hans Schimbach, Dr. Walter Schleger, Dr. Jutta Schleinzer, Dr. Monika Schmid, Dr. Sonja Schmidt, Dr. Gerhard Schneller, Dr. Johannes Schobel, Dr. Reinhard Schranz, Dr. Petra Schrey, Dr. Gabriele Schricker, Dr. Michael Schromm, Dr. Heidi Schuberth, Dr. Lydia Schuster, Dr. Claudia Schwarz, Dr. Zrinka Schwarzer, Dr. Isabella Schwarzmaier, Dr. Wilfried Seeburger, Dr. Antonia Seethaler, Dr. Martin Seifert, Dr. Barbara Seiger, Dr. Heidemarie Smoliner, Dr. Martina Stacher-Reif, Dr. Hans Peter Stiegler, Dr. Verena Stockhammer, Dr. Josef Straka, Dr. Franz Sumetsberger, Dr. Sarmata Szameit, Dr. Feras Taha, Dr. Samir Tillawi, Dr. Franz Tödling, Dr. Cornelia Tschanett, Dr. Andreas Veiter, Dr. Gerhard Vikydal, Dr. Maria Wagner, Dr. Sabine Wagner, Dr. Markus Wallner, Dr. Helmut Watzal, Dr. Gernot Wehsner, Dr. Armin Weiser, Dr. Alfred Wellenhofer, Dr. Renata Anna Westerlund, Dr. Joachim Westermeier, Dr. Claudia Winter, Dr. Georg Wistuba, Dr. Vera Witsch, Dr. Ilse Zach, Dr. Christiane Zahornitzky, Dr. Wolfgang Zahornitzky, Dr. Alexander Zieger, Dr. Susanne Zinnbauer, Dr. Otmar Zodl, Dr. Claudia Zoissl-Rath, Dr. Hildegard Zsacsek

Offener Brief Kurz Anschober Plattform Freiwilligkeit 270320

Informationsmail 62 der Plattform Freiwilligkeit vom 25.3.20

Sehr geehrte Damen und Herren!

Diesen offenen Brief werden wir demnächst an Bundeskanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober verschicken:

 

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Kurz,

sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Anschober!

„Sie als niedergelassene Ärztinnen und Ärzte bilden den ersten Schutzwall, den unser Gesundheitssystem im Kampf gegen das Virus aufbietet. Ihr Engagement und Ihre Bereitschaft, den Arztberuf mit Leidenschaft auszuüben, macht es möglich, die Pandemie in geordneten Bahnen zu begleiten und den stationären Sektor vor einer über das Maß des Notwendigen hinausgehende Inanspruchnahme mit Patienten zu schützen.“

Das sind die Worte vom deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn, der ebenso angekündigt hat zu prüfen, welche gesetzlichen Maßnahmen vorgenommen werden müssen, um die Nachteile auszugleichen, die aufgrund eines durch COVID-19 eingeschränkten Ordinationsbetriebes entstehen. Ein entsprechendes Gesetz wurde bereits auf den Weg gebracht und soll rasch beschlossen werden. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte werden dadurch bei einer Umsatzminderung aufgrund einer geringeren Inanspruchnahme durch Patientinnen und Patienten mit Ausgleichszahlungen sowie mit zeitnahen Anpassungen der Honorare geschützt.

Wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte fordern von der Bundesregierung, dass in Österreich nach deutschem Vorbild ebenfalls geeignete Maßnahmen in die Wege geleitet werden, um die Nachteile auszugleichen, die aufgrund eines durch COVID-19 eingeschränkten, aber aufrecht erhaltenen Ordinationsbetriebes entstehen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Oliver Rückert

 

Für eine maximale Wirkung benötigen wir eine maximale Anzahl an Unterstützern. Wenn Sie auch gerne mit Ihrem Namen dazu stehen würden: Bitte ein kurzes „ja“ als Antwort auf dieses Mail innerhalb der nächsten 48 Stunden.

Falls Sie die regelmäßigen Informationen über gesundheits- und standespolitische Entwicklungen nicht wünschen, können Sie sich natürlich jederzeit formlos per mail von dieser Informationsplattform abmelden.

Dieses Mail darf so wie alle Mails unserer Plattform uneingeschränkt verbreitet werden. Informieren Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen über diese Fakten.

Falls Sie sonstige Anregungen, Ideen oder Wünsche haben, bitte jederzeit melden.

 

Mit kollegialen Grüßen,

Dr. Oliver Rückert

Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

Info@plattform-freiwilligkeit.at

0664/1449894

Offener Brief an Bundeskanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober, 21.3.20

Offener Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Kurz,

sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Anschober!

Österreich verfügt über die weltweit beste Struktur an wohnortnahen medizinischen Versorgungsmöglichkeiten. Rund 4.000 Ordinationen für Allgemeinmedizin mit Kassenvertrag sind nach einem Stellenplan gleichmäßig und somit bestmöglich über das ganze Land verteilt. Jede von ihnen ist für die medizinische Basisversorgung von im Schnitt etwa 2.300 Menschen zuständig. Auch fachärztliche Ordinationen sind entsprechend ihrer jeweiligen Notwendigkeit ebenfalls flächendeckend ausreichend vorhanden und bestmöglich verteilt.

Diese niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, die sich neben ihrer medizinischen Berufung auch noch als Unternehmer betätigen, haben ihr privates Geld in diese Ordinationen investiert. Sie haben gebaut, sie haben umgebaut, sie haben ausgebaut. Sie haben medizinische Geräte und Einrichtung gekauft sowie Personal angestellt, für das sie als Arbeitgeber verantwortlich sind. Somit wird der ganzen Gesellschaft eine höchst leistungsfähige Struktur zur Verfügung gestellt, die den Staat zunächst einmal nichts kostet und deren Finanzierung unmöglich wäre, wenn sie der Staat allein aufstellen müsste.

Die finanzielle Abgeltung dieses Einsatzes erfolgt durch Bezahlung von Honoraren entsprechend der in den Bundesländern ausverhandelten und in den vergangenen Jahrzehnten ständig adaptierten Leistungs- und Honorarkataloge. Diese Verrechnungsmodalitäten sind so austariert, dass bei Normalbetrieb in einer Hausarztordination mit rund 15.000 Behandlungen (Patientenkontakten) pro Jahr einerseits die Bevölkerung ausreichend versorgt wird, andererseits der Betrieb so aufrecht erhalten werden kann, dass man die Mitarbeiter bezahlen kann, die Kredite tilgen kann und die betreibenden Ärztinnen und Ärzte von der hausärztlichen Tätigkeit leben und ihre Familien ernähren können.

Nur durch effizienteste Arbeit im Normalbetrieb ist es möglich, trotz der vergleichsweise niedrigen Honorierung der Leistungen in Summe ein ausreichendes Honorarvolumen erzielen zu können. In den bestehenden Leistungs- und Honorarkatalogen sind allerdings weder die Abdeckung von Vorhaltekapazitäten noch medizinische Krisenzeiten wie etwa die derzeit bestehende Situation abgebildet. Und das gestaltet sich für uns als enormes Problem.

Denn der Routinebetrieb in unseren Ordinationen wurde aufgrund der Bedrohung so gut wie möglich zurückgefahren und durch andere Tätigkeiten ersetzt. Patienten müssen informiert und bei Bedarf telefonisch betreut werden. Unaufschiebbare Patientinnen und Patienten werden behandelt. Zum Schutz derer, die doch in die Ordination kommen müssen, werden strengste Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Unsere niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen arbeiten also daher sicherlich nicht weniger als bisher. Sie arbeiten nur ganz anders. Genau so wie sich die Schwerpunkte der medizinischen Tätigkeit in den Spitälern geändert haben. Mit einem wesentlichen Unterschied: Spitalsärztinnen und -ärzte werden wie bisher entlohnt, und auch die anfallenden Betriebskosten werden nach wie vor abgedeckt. Diese Themen sind bei uns niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten jedoch völlig offen.

Eine Umfrage unter niederösterreichischen Hausärztinnen und Hausärzten hat ergeben, dass sich trotz voller Arbeitsleistung und zusätzlichem enormen Risiko Umsatzrückgänge von 30 bis 70 Prozent bereits in der ersten vollen Krisenwoche ergeben haben. Bei Fachärzten gestaltet sich das Problem ganz ähnlich, wobei es sogar Ordinationen gibt, die einen Umsatzrückgang von annähernd 100 Prozent aufweisen. Wie Sie ja wissen, entspricht der Umsatz aber nicht dem Einkommen. Denn die Betriebskosten laufen ja in unvermindertem Maß weiter. Man kann aufgrund der Kostenstruktur in einer durchschnittlichen Ordination für Allgemeinmedizin davon ausgehen, dass sich der Einkommensverlust prozentuell etwa doppelt so hoch einstellt wie der Umsatzverlust.

Das bedeutet, dass beispielsweise Jungärztinnen oder -ärzte, die vor kurzem die Ordination eröffnet haben, schon bei einem dauerhaften Umsatzrückgang von 10 Prozent in finanzielle Schwierigkeiten geraten. 30 Prozent Umsatzrückgang – was bei unserer Kontrollgruppe noch ein niedriger Wert ist – bedeutet einen Einkommensrückgang von 60 Prozent und daher in jedem Fall Schwierigkeiten, den Lebensunterhalt sowie die Kreditraten für die Ordination dauerhaft aufrecht zu erhalten. 50 Prozent Umsatzrückgang bedeutet ein Einkommen von null. 70 Prozent Umsatzrückgang bedeutet, dass der Ordinationsinhaber nicht nur kein Einkommen hat, sondern zusätzlich 40 Prozent seiner Betriebskosten über Kredit oder aus privaten Reserven finanzieren muss.

Selbstverständlich ist es jetzt nicht an der Zeit, Honorarverhandlungen zu führen. Aber diese Situation wird ganz schnell unsere wirtschaftliche Existenz gefährden. Und daher erwarte ich mir von der Bundesregierung eine Übergangslösung. Und zwar in Form einer raschen, klaren und verbindlichen Erklärung, dass sowohl die Infrastruktur unserer Ordinationen als auch unser Einkommen (so wie das im Spitalsbereich automatisch passiert) vom System weiterhin finanziert werden.

Dies kann im Bereich der Allgemeinmedizin ganz einfach durch die Fortschreibung der Honorarabrechnungen und -vorauszahlungen der einzelnen Ordinationen wie in den Vorquartalen geschehen, anstatt die Abrechnung nach dem bestehenden, aber für solche Krisenzeiten vollkommen ungeeigneten und vom Volumen her bei weitem nicht ausreichenden System einzufordern. Für Fachärztinnen und -ärzte, die während dieser Zeit ihrer üblichen Tätigkeit nicht oder nur eingeschränkt nachkommen können, gilt sinngemäß der gleiche Vorschlag.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Gesundheitsminister! Alle Ärztinnen und Ärzte sind gewillt, Österreich in dieser schweren Krise nicht im Stich zu lassen. Bitte geben Sie uns auch ein deutliches Signal, dass Sie uns niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie unsere zigtausend Angestellten nicht im Stich lassen!

Hochachtungsvoll,

Dr. Oliver Rückert

Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

Wiener Neustadt, am 21.3.2020

info@plattform-freiwilligkeit.at

 

Ergeht in Kopie an

die Abgeordneten zum Nationalrat

die Abgeordneten zum NÖ Landtag

die Präsidenten und Kurienobleute der NÖÄK und der ÖÄK

den Generaldirektor der ÖGK

den Presseverteiler der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

den Infomailverteiler der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

 

Offener Brief Kurz Anschober Plattform Freiwilligkeit 210320

Informationsmail 60 der Plattform Freiwilligkeit vom 19.3.20

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die erste schwere Corona-Krisenwoche ist schon fast vorbei. Wir alle haben bereits neue Erfahrungen in großem Umfang gemacht: Sei es in Bezug auf die Organisation in unseren Ordinationen, sei es im Umgang mit Patientinnen und Patienten oder sei es durch den Umstand, dass Leistungskatalog, Honorarkatalog und Finanzstruktur einer Ordination nicht auf solche Krisenzeiten ausgelegt sind.

In den kommenden Wochen gilt es jedenfalls einmal für uns alle zu kämpfen, um dabei mitzuhelfen, den Schaden für die Menschen in Österreich so gering wie möglich zu halten. Es ist also derzeit nicht geboten, Honorarverhandlungen zu führen oder Ansprüche zu stellen.

Aber sobald sich die Situation stabilisiert hat, werden wir mit den Standesvertretern, Gesundheitspolitikern und Krankenkassenfunktionären einiges zu besprechen haben. Unter anderem steht zur Debatte, wie unser Einsatz in dieser Krisenzeit honoriert werden muss. Denn es ist kein Geheimnis, dass Abrechnungsmodalitäten nach Normalbetrieb – trotz bereits beschlossener Sonderregelungen – zahlreiche unserer Kolleginnen und Kollegen wirtschaftliche Schwierigkeiten, wenn nicht sogar in Existenznot bringen werden.

Wir müssen sehr rasch unsere Position in dieser Angelegenheit beziehen. Und daher bitten wir Sie wieder einmal in bewährter Art um Mithilfe: Schicken Sie uns bitte so schnell wie möglich ein Mail an diese Adresse, wie sich die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Ordination in der Woche von 16.3.2020 bis 20.3.2020 dargestellt hat. Selbstverständlich unter Wahrung höchster Diskretion. Teilen Sie uns mit, wie sich Ihre Patientenzahl bzw. wie sich Ihr Umsatz (prozentuell) entwickelt hat. Teilen Sie uns mit, was Sie weiters in Bezug auf Abrechnung, Organisation, Unterstützung durch die ÖGK, durch die Politik oder durch sonstige Organisationen für mitteilungswürdig halten. Ihre Daten und Informationen sind absolut vertraulich und werden an niemanden weitergegeben.

Leiten Sie dieses Mail an die niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzte in Ihrem Umfeld weiter. Auch diese haben Einbußen, teilweise noch in höherem Ausmaß als die Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner. Auch die Fachärztinnen und Fachärzte sind aufgerufen, uns ihre Situation zu beschreiben und/oder sich für unser regelmäßiges Mailservice registrieren zu lassen. Wir werden selbstverständlich im Namen aller niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sprechen.

Unmittelbar nach Auswertung dieser Daten werden wir den Verantwortlichen Im Gesundheitssystem unmissverständlich klarmachen, welche materielle Unterstützung wir brauchen, um jetzt und auch in Zukunft unsere höchst verantwortungsvolle Tätigkeit für alle Menschen in Österreich ausüben zu können.

 

Brief unseres Vorstandsmitglieds Dr. Andrea Man an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober

Presseaussendung der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit vom 5.3.20

Außer Spesen nichts gewesen?

Der gesundheitsökonomische Sinn von Primärversorgungseinheiten ist äußerst fraglich

Dass sich Ärztinnen und Ärzte für den Betrieb von Primärversorgungseinheiten interessieren ist kein Wunder. Schließlich wird die ärztliche Tätigkeit dort im Vergleich zur herkömmlichen Niederlassung mit Subventionen, Bevorteilungen und vor allem enorm viel Geld schmackhaft gemacht. „Doch dieses Geld sollte nicht nur die Taschen der Betreiber füllen, sondern auch einen gesundheitsökonomischen Nutzen erbringen. Denn genau dafür – und nur dafür – sind die Konzepte entwickelt worden“, so Dr. Oliver Rückert, Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit.

Aus diesem Grund wurde daher für die Pilotprojekte bereits 2017 eine eigene Leistungs- und Honorarvereinbarung entwickelt. Und zwar mit dem Ziel, die hausärztliche Betreuung so auszuweiten, dass eine Entlastung der Spitalsambulanzen eintritt. „Alle Leistungen, die in einer allgemeinmedizinischen Praxis erfüllbar sind, müssen in einer Primärversorgungseinheit in Niederösterreich auch verpflichtend erbracht werden. Dafür gibt es ein Fixhonorar plus altersabhängige Pauschalen, die aus finanzieller Sicht enorm reizvoll für die Betreiber sind. Aber es muss auch eine entsprechende Gegenleistung durch die Primärversorgungseinheit erbracht werden“, erläutert Dr. Rückert.

Transparenz und somit sachliche Diskussion wird durch Ärztekammer verhindert

„Und das alles lasst sich auch messen“, meint Dr. Rückert. „Die Betreiber sind gemäß der Vereinbarung zu einer vollständigen Dokumentation verpflichtet, die eine Evaluierung möglich macht. Und diese Evaluierung sollte so rasch wie möglich von unabhängigen externen Experten durchgeführt werden. Denn der gesundheitsökonomische Nutzen von Primärversorgungeinheiten ist fraglich. Daher wäre es auch wichtig, diesen einwandfrei zu dokumentieren.“ Die Kurienführung der niedergelassenen Ärzte der NÖ Ärztekammer weigert sich jedoch, Evaluierungsdaten oder -ergebnisse zu veröffentlichen.

Die Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit hatte bereits eine Liste mit Fragen an die Verantwortlichen übermittelt, doch begründet mit der fadenscheinigen Ausrede „Datenschutz“ weigert man sich laut Dr. Rückert, diese Fragen zu beantworten. Man verweist auf 2021, wobei auch dann die Daten nicht personen- bzw. ordinationsbezogen kommuniziert werden dürfen. „Diese Ausrede ist verwunderlich, denn wir haben keinerlei persönliche Umsatz- oder Einkommensdaten von einzelnen beteiligten oder anderen Ärzten angefordert. Die für eine Evaluierung notwendigen Daten sind von öffentlichem Interesse und datenschutzrechtlich völlig unbedenklich.“

Rasche Evaluierung durch unabhängige, externe Experten gefordert

Nachdem die ersten Primärversorgungseinheit bereits 2018 in Betrieb gegangen ist, macht es nach Ansicht von Dr. Rückert auch überhaupt keinen Sinn, eine Evaluierung möglicherweise erst 2022 mit Daten des letzten Quartals 2021 durchzuführen. „Wir brauchen sofort eine geeignete Evaluierung. Denn nur so kann man bei Bedarf noch rechtzeitig gegensteuern. Und daher ist man von Kammerseite aus der niederösterreichischen Hausärzteschaft gegenüber zu dieser Evaluierung auch verpflichtet.

Das Zurückhalten der Evaluierungsdaten durch die Ärztekammer lässt laut Dr. Rückert die Vermutung zu, dass es um den gesundheitsökonomischen Effekt dieser Zentren nicht allzu gut bestellt ist. „Denn es wäre ja ein leichtes, anhand der Daten zu beweisen, dass ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis für die Allgemeinheit gegeben ist. Doch genau das bleibt aus, und stattdessen werden wir auf einen Zeitpunkt in ungefähr zwei Jahren vertröstet. Das ist zu lange für die von den im Umfeld der Primärversorgungseinheiten niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Und vor allem zu lang für die Öffentlichkeit. Denn wenn es sich herausstellt, dass hier unnötig immense Summe ohne zusätzlichen Nutzen verbrannt werden, dann muss unverzüglich gegengesteuert werden.“

Informationsmail 49 der Plattform Freiwilligkeit vom 2.3.20

Folgendes mail wurde an die Kurie der niedergelassenen Ärzte der NÖ Ärztekammer verschickt:

 

Sehr geehrte Herren!

Das zum Zweck der Etablierung von PVE-Pilotprojekten beschlossene „Basispapier zur Interessentensuche für Primärversorgungseinrichtungen“ enthält folgende Textstellen:

„Die Tätigkeit der PVE wird unter Beachtung folgender Grundsätze so dokumentiert, dass eine Evaluierung möglich ist: Vollständige Aufzeichnungen über die erbrachten Diagnosen und Leistungen (Leistungs- und codierte Diagnosendokumentation) werden den Versicherungsträgern jeweils für ihre Anspruchsberechtigten, welche diese Leistungen erhalten haben, einmal im Abrechnungszeitraum übermittelt. Für den Pilotzeitraum wird die PVE die erbrachten ärztlichen und nichtärztlichen Leistungen nach jeweils gültigen Honorarregelungen dokumentieren und diese Daten per Datenfernübertragung – analog den Regelungen über die Abrechnung – an die Versicherungsträger übermitteln.“

„Das Leistungsspektrum ist von der PVE im Rahmen des in einer allgemeinmedizinischen Praxis erfüllbaren Ausmaßes verpflichtend zu erfüllen.“

Am Mittwoch, den 11. März findet in St. Pölten eine Bezirksärzteversammlung statt. Einer der Programmpunkte lautet „PVZ St. Pölten – Erfahrungen und Berichte nach einem Jahr“. Diese Veranstaltung sollte man zum Anlass nehmen, die ganze Hausärzteschaft in Niederösterreich – also auch die potenziellen Interessenten für neue PVE – über die gewonnenen Erkenntnisse zu informieren. Ich ersuche daher um „mitgliederöffentliche“ Beantwortung folgender Fragen am Beispiel PVZ St. Pölten:

  1. Wie viele Arztstunden werden pro Quartal angeboten?
  2. Wie viele Patienten werden pro Quartal behandelt?
  3. Wie viele Kontakte gibt es im Schnitt pro Patient im Quartal?
  4. Wie hoch sind die Gesamtkosten pro Patient pro Quartal
  5. Wie hoch sind die Gesamtkosten pro Patientenkontakt?
  6. Wo liegen die Werte 1.) bis 5.) im Schnitt aller Einzelpraxen in St. Pölten Stadt?
  7. Was würde das PVZ St. Pölten pro Patient und Quartal ausbezahlt bekommen, wenn die für Einzelpraxen geltenden Honorarsätze angesetzt würden?
  8. Wie wird geprüft, ob das PVZ St. Pölten bei allen Patienten der verpflichtenden Leistungserfordernis laut Vereinbarung nachkommt und wie lauten die Ergebnisse dieser Prüfung?
  9. Gibt es Sanktionen oder Rückverrechnungen, falls festgestellt wird, dass das eine PVE nicht das verpflichtend vereinbarte Leistungsspektrum abgedeckt hat?
  10. Wie hoch sind die Kosten der im PVZ St. Pölten abgerechneten Patienten pro Patient und Quartal für allgemeinmedizinische Behandlungen bei anderen Allgemeinmedizinern?
  11. Wie hoch sind die Kosten der im PVZ St. Pölten abgerechneten Patienten pro Patient und Quartal für allgemeinmedizinische und fachärztliche Behandlungen bei niedergelassenen Fachärzten?
  12. Wie hoch sind die Kosten der im PVZ St. Pölten abgerechneten Patienten pro Patient und Quartal für allgemeinmedizinische und fachärztliche Behandlungen in Spitalsambulanzen?
  13. Wo liegen die Werte 10.) bis 12.) im Schnitt bei den Einzelpraxen für Allgemeinmedizin der Stadt St. Pölten abgerechneten Patienten?
  14. Wie viele Patienten werden pro Wochenenddienst im PVZ St. Pölten betreut (Bitte in „eigene“ und „fremde“ Patienten unterteilen)?
  15. Wie viele Wochenenddienste werden im PVZ St. Pölten pro Quartal geleistet?
  16. Wie ist die Entlohnung dieser Dienste geregelt?

Mit freundlichen Grüßen,

Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

Obmann Dr. Oliver Rückert

Informationsmail 48 der Plattform Freiwilligkeit vom 16.2.20

Folgendes mail wurde an Bundeskurienobmann Dr. Steinhart sowie alle Mitglieder der Bundeskurie verschickt:

 

Sehr geehrter Herr Bundeskurienobmann Dr. Steinhart,

sehr geehrte Mitglieder der Bundeskurie niedergelassene Ärzte der ÖÄK!

Die klaren Worte von Bundeskurienobmann Dr. Johannes Steinhart waren sicherlich ein guter erster Schritt, den eindeutigen Aussagen der ÖGK in Bezug auf die aus deren Sicht notwendige Honorarentwicklung im niedergelassenen Bereich entgegenzutreten.

Dies kann jedoch nur ein Anfang gewesen sein, denn die notwendige Honorarentwicklung muss genau in die entgegengesetzte Richtung gehen. Ansonsten wird die Besetzungsmisere noch dramatischer. Mit unabsehbaren Folgen für die betroffenen Patientinnen und Patienten sowie die noch übriggebliebenen Kassenärztinnen und -ärzten, welche die fehlenden Kolleginnen und Kollegen teilweise bis zur persönlichen Belastungsgrenze ersetzen müssen.

Bereits heute sind weit mehr als 100 Kassenplanstellen unbesetzt. Alle zur Verfügung stehenden Daten bestätigen eine weitere Reduktion der derzeit noch besetzen Kassenstellen. Sie als unsere Vertreter sollten den Verantwortlichen in der Politik rasch klarmachen, dass wir verbleibenden Kassenärztinnen und -ärzte nicht unendlich lange willens und in der Lage sind, die Versäumnisse unfähiger Politiker durch gesundheitsgefährdenden Einsatz unsererseits auszugleichen.

Ich halte eine Streikdrohung derzeit noch für nicht zielführend und daher verfrüht. Zunächst einmal sollte versucht werden, am Verhandlungstisch eine deutliche Nivellierung der Honorare nach oben auszuverhandeln. Über das erzielte Ergebnis eines neuen gesamtösterreichischen Leistungs- und Honorarkatalogs muss meines Erachtens eine Urabstimmung unter allen betroffenen Ärztinnen und Ärzten durchgeführt werden. Erst dieses Ergebnis kann zeigen, ob Streiks oder andere Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Mit freundlichen Grüßen,

Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

Obmann Dr. Oliver Rückert

 

Zur Erläuterung: Ein Streik unsererseits wäre vertragswidrig. Unsere einzige Möglichkeit wäre eine Vertragskündigung. Wir sollten uns daher nicht zu „Schnellschüssen“ hinleiten lassen, sondern die ÖÄK verhandeln lassen und nach der Bekanntgabe eines Vertragsentwurfes Mitbestimmung einfordern. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist es vor allem wichtig, die Ärztekammern deutlich spüren zu lassen, dass wir vernünftige Lösungen für die Ärzteschaft einfordern.

Informationsmail 47 der Plattform Freiwilligkeit vom 6.2.20

Sehr geehrte Damen und Herren!

Aufgrund lebhafter Diskussion im Kollegenkreis haben wir die Ärztekammer wie folgt um Stellungnahme ersucht:

 

An die Kurienführung der niedergelassenen Ärzte der NÖ Ärztekammer

Sehr geehrte Herren!

Seit einigen Wochen besteht große Unruhe in der Gruppe der niedergelassenen Hausärzteschaft in Niederösterreich. Auslöser war eine Meldung, wonach in Mauer eine Primärversorgungseinrichtung abseits jeder Vernunft und entgegen dem Stellenplan als Bestandteil unseres Gesamtvertrages geplant sein soll. Dies würde mehrere Einzelordinationen im Umfeld massiv wirtschaftlich gefährden.

Nun sind ähnliche Gerüchte über eine mögliche Erweiterung des PVE-Angebots in St. Pölten im Umlauf. Die jüngst ergangene Aufforderung zur Stellungnahme zur Errichtung einer zusätzlichen Planstelle in Stattersdorf gibt solchen Gerüchten weiter Nahrung. Auch hier wäre bei einer Aufstockung eine wirtschaftliche Gefährdung der Ordinationen rund um St. Pölten wohl nicht ausgeschlossen.

Die gesamte Hausärzteschaft ist jedenfalls besorgt über mangelnde Transparenz und dadurch mögliche Willkür bei solchen Fragestellungen. Schließlich könnten Entscheidungen dieser Art jederzeit überall getroffen werden und so wirtschaftliche Existenzen von allen freiberuflichen Ärztinnen und Ärzten in ganz Niederösterreich gefährden.

Ich ersuche Sie daher um Übermittlung und Veröffentlichung folgender Daten:

  • Entwicklung der Bevölkerungszahl in Niederösterreich, St. Pölten Stadt und St. Pölten-Stattersdorf in den vergangenen zehn Jahren.
  • Entwicklung der Anzahl der Kassenplanstellen für Allgemeinmedizin in Niederösterreich, St. Pölten Stadt und St. Pölten-Stattersdorf in den vergangenen zehn Jahren, genau aufgeschlüsselt nach Einzelpraxen, Gruppenpraxen (mit Bekanntgabe des Modells samt Anzahl der Gesellschafter) und PVE (samt Angabe der möglichen Vollzeitäquivalent-Ärzte als Gesellschafter oder in Anstellung).

Diese Infos müssen meines Erachtens auch den betroffenen Ärzten im Umkreis zur Verfügung gestellt werden, damit diese eine Grundlage für die abgeforderte Stellungnahme haben.

Mit freundlichen Grüßen,

Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

Obmann Dr. Oliver Rückert

Informationsmail 46 der Plattform Freiwilligkeit vom 23.1.20

Dieses Schreiben ist heute an alle Abgeordneten zum NÖ Landtag, alle Nationalratsabgeordneten aus Niederösterreich sowie unseren Presseverteiler ergangen:

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die kassenärztliche Versorgung ist durch einen Stellenplan geregelt, der als Teil des Gesamtvertrags auf die Bevölkerungsanzahl abgestimmt ist. Denn Kassenstellen sind nur dann kostendeckend zu betreiben, wenn eine gewisse Mindestauslastung herrscht. Die Kassenärztinnen und -ärzte dürfen auf diesen Stellenplan als Vertragsbestandteil vertrauen. Ein Abweichen davon würde zu wirtschaftlichen Problemen führen. Aus gutem Grund wurde daher zwischen der NÖÄK und der NÖGKK im Rahmen des Basispapiers zur Primärversorgung vereinbart, dass die Projekte selbstverständlich in den vorhandenen Stellenplan für Allgemeinmedizin einzugliedern sind.

Mit großem Erstaunen habe ich diese Woche vernommen, dass die ÖGK nun in Mauer bei Amstetten eine Primärversorgungseinheit plant. Mauer besitzt gerade einmal eine einzige Kassenstelle für Allgemeinmedizin, die sich seit Jahren nicht besetzen lässt, weil sie offensichtlich zu klein für ein wirtschaftlich rentables Arbeiten ist. Nun soll dort eine PVE entstehen, die allein für den vorgesehenen Mindestbetrieb mit einem einzigen ständig anwesenden Arzt das Äquivalent von drei Kassenstellen an allgemeinmedizinischer Kapazität zur Verfügung stellen würde.

Einmal ganz abgesehen von den Vergünstigungen und Subventionen, die PVE im Vergleich zu Einzelpraxen oder Gruppenpraxen genießen: Dieses Projekt würde sämtliche allgemeinmedizinischen Kassenstellen im Umkreis von 20 Kilometern wirtschaftlich gefährden und möglicherweise sogar existenziell ruinieren.

So sieht die Sicherung der hausärztlichen Versorgung sicher nicht aus. Sollte dieses Beispiel Schule machen, kann sich kein Allgemeinmediziner in Niederösterreich mehr sicher sein, nicht von heute auf morgen vor den Trümmern seiner wirtschaftlichen Existenz zu stehen. Erwarten Sie allen Ernstes, dass sich Jungmediziner in Zukunft noch für eine Kassenstelle interessieren, wenn Existenzen von heute auf Morgen durch politische Willkür im Gegensatz zu Vernunft und Fakten zerstört werden?

Ich bitte Sie, ihre politische Kraft im Sinne der medizinischen Versorgung der Bevölkerung einzusetzen. Und zwar indem Sie Projekte dieser Art verhindern, und stattdessen dafür sorgen, dass die Allgemeinmedizin im Kassenbereich etwa durch einen medizinisch sinnvollen und gleichzeitig kostendeckenden Leistungs- und Honorarkatalog sowie durch bürokratische Entschlackung gefördert wird.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Oliver Rückert,

Obmann Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit

www.plattform-freiwilligkeit.at

 

Gesundheitszentrum in Mauer am Bedarf vorbei?

Ein Projekt dieser Größenordnung würde die gesamte medizinische Infrastruktur der Umgebung gefährden

„In Mauer wird seit mehr als einem Jahr ein Kassenarzt gesucht, aber niemand hat Interesse. Anscheinend passen die Bedingungen des Kassenvertrags dort nicht“, meint Dr. Oliver Rückert, Obmann der Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit. Mauer als Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Amstetten hat mit rund 2.000 Einwohnern zwar genügend potenzielle Patientinnen und Patienten. „Aber es fehlt derzeit beispielsweise die Versorgung mit Medikamenten vor Ort. Das sind schwierige Bedingungen bei Ordinationsgründung, die mit großem wirtschaftlichem Risiko verbunden sind.“

Wo sollen die Patienten herkommen?

Umso erstaunlicher ist aus Sicht von Dr. Rückert, dass gerade dort nun ein „Gesundheitszentrum“ mit einer Öffnungszeit von 12 Stunden pro Tag an sieben Tagen geplant wird. „Um so etwas zu betreiben braucht es mindestens fünf Vollzeitärzte, die im Schnitt Niederösterreichs rund 10.000 Menschen betreuen. Wo diese Patienten herkommen sollen ist mir ebenso schleierhaft wie die Antwort auf die Frage, wo die Kassenverträge für so ein Projekt herkommen sollen.“

Aus Sicht von Rechtsanwalt Mag. Markus Lechner würde so ein Zentrum die gesamte medizinische Infrastruktur in der Umgebung gefährden. „Entscheidend für eine Beurteilung ist jedoch, wer das zahlt. Sollte die Gebietskrankenkasse involviert sein, dann wird wohl zu prüfen sein, in wie weit das mit dem Kassengesamtvertrag und dem Stellenplan in Einklang zu bringen ist. Die umliegenden Allgemeinmediziner würden jedenfalls massiven Schaden nehmen und die zukünftige Nachbesetzung dieser Stellen wäre wohl reine Illusion.“

Keine „Zentren“, sondern gute Bedingungen für alle gefordert

Egal, unter welcher Flagge so ein Zentrum betrieben wird – gute Lösungen für Primärversorgung sehen laut Dr. Rückert anders aus. „Ich gehe daher davon aus, dass so ein Vorpreschen eher dem Wahlkampf geschuldet ist. Für eine medizinisch sinnvolle, finanziell schlanke flächendeckende Versorgung brauchen wir keine wie auch immer gearteten Zentren. Wir brauchen wohnortnahe Einzel- und Gruppenpraxen sowie angemessene und für alle Anbieter identische Arbeitsbedingungen. Damit können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern.“

Presseinformation vom 10.12.19

 

Informationsmail 43 der Plattform Freiwilligkeit vom 29.11.19

Die nun beginnende Adventszeit gibt uns Gelegenheit, einmal das Jahr 2019 im Rückblick zu betrachten und ganz vorsichtig in Richtung 2020 zu blicken. Zunächst zur Gesamtsituation: Mit Stand November 2019 sind allein in Niederösterreich 19 Kassenstellen für Allgemeinmedizin unbesetzt. Es hat sich also für 19 Stellen trotz ein- oder mehrmaliger Ausschreibung kein einziger Bewerber gefunden. Für uns ist das – entgegen der Meinung zahlreicher „Schönredner“ – ein klares Anzeichen, dass die Bedingungen des Kassenvertrags speziell für uns Hausärztinnen und Hausärzte stark verbesserungswürdig sind. Und die große Pensionswelle steht uns erst noch bevor.

Zu einigen Teilbereichen der ganz offenbar unzureichenden Vertragssituation: Die erste Jahreshälfte war von den Diskussionen rund um die Neuordnung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes geprägt. Ihnen allen ist es zu verdanken, dass wir den offensichtlichen Wunsch unserer gewählten Funktionäre, den bisherigen Ist-Zustand durch eine Verordnung zu zementieren, abwenden konnten. Hier hat sich deutlich gezeigt, dass es sich lohnt, für seine Forderungen zu kämpfen. Zumal ganz deutlich offensichtlich war, dass die Kammerlinie nicht dem Wunsch der klaren Mehrheit der betroffenen Mitglieder entsprach.

In der zweiten Jahreshälfte wurde über den jüngsten Honorarabschluss diskutiert. Die zunächst durchgesickerten Details waren teilweise unklar. Das dann bei der Kurienversammlung vorgestellte und auch beschlossene Paket ließ die Vermutung zu, dass es sich wohl um eine durchaus passable Vereinbarung handeln könnte. Zur Klärung, wer denn die „Gewinner“ und wer denn die „Verlierer“ aus den vorgenommenen Umschichtungen sind, haben wir Sie gebeten, uns einige Abrechnungsdaten bekanntzugeben. Wir haben dabei einen aus unserer Sicht unerwarteten Trend entdeckt:

Aufgrund unserer Analyse (mit vergleichsweise wenigen und leider auch suboptimalen Daten) sowie zahlreichen telefonischen Rückfragen kommen wir ganz klar auf die Vermutung, dass die großen Verlierer dieser Umstellung kaum Ärztinnen und Ärzte sind, die durch exzessive Labordiagnostik eine persönliche Einkommensmaximierung betreiben. Sondern es sind überwiegend diejenigen die großen Verlierer, die sich in Ihren Ordinationen mit vergleichsweise großem Einsatz zumeist in sehr ländlichen Regionen vergleichsweise umfangreich für bestimmte Patientengruppen einsetzen.

Beispielsweise für ältere Menschen, teilweise in Heimen, psychisch Kranke, chronische oder präoperative Patienten. Also Ärztinnen und Ärzte, die durch ihre Arbeit – auch in Sachen Labor – vergleichsweise facharzt- und spitalsentlastend arbeiten und den Patientinnen und Patienten dadurch lange, unnötige Wege ersparen. Wir haben den stellvertretenden Kurienobmann gebeten, einmal unsere Vermutung anhand der kammerintern zur Verfügung stehenden Daten zu prüfen und unsere Vermutung zu bestätigen bzw. zu widerlegen. Das ist trotz mehrfacher Urgenz bis heute nicht geschehen. Unsere Vermutung bleibt daher aufrecht. Wodurch gerade die typischen Landordinationen weiter an Attraktivität verlieren. Das ist aus unserer Sicht eine große gesundheitspolitische und somit auch standespolitische Fehlentwicklung.

Auch beim Thema Primärversorgung weicht unsere Haltung ganz offensichtlich von der Haltung der Ärztekammer ab. Was für die betroffenen Ärztinnen und Ärzte attraktiv ist, wirkt aufgrund von fragwürdigen Subventionen und Bevorteilungen gegenüber anderen Hausärztinnen und Hausärzten ganz klar wettbewerbsverzerrend. Das ist aus unserer Sicht nicht zielführend. Wir sind daher der Ansicht, dass die Entwicklung der Primärversorgung auf dem eingeschlagenen Weg höchst problematisch ist. Eine Ärztekammer ist aus unserer Sicht auch nicht dazu da, die Interessen Einzelner ohne Rücksicht auf die Gesamtgruppe zu vertreten.

Ein medizinischer Mehrwert von Primärversorgungszentren oder -netzwerken gegenüber der bisherigen Versorgung ist nicht erkennbar, außer durch die Bevorzugungen der Teilnehmer gegenüber allen anderen Hausärztinnen und -ärzten. Und genau diese Vorteile müsste man auch der Gesamtgruppe zubilligen. Da das nicht geschieht, werden die Einzelordinationen auch immer unattraktiver. Mittlerweile hat aufgrund dieser Fehlentwicklung auf allen Ebenen die Unbesetzbarkeit daher auch schon alle „Ordinationstypen“ in allen Regionen erreicht, selbst in größeren Städten.

Die weitere Entwicklung ist vorhersehbar: Wenn kein Umschwung in dieser Grundhaltung stattfindet, dann wird die Attraktivität der Kassenstellen weiter abnehmen und die Unbesetzbarkeit noch ungeahnte Ausmaße annehmen. Wir alle jedoch sind an unsere Ordinationen zumeist räumlich, aber in allen Fällen finanziell gebunden. Wir können nicht so einfach aufhören und eine andere berufliche Laufbahn einschlagen. Uns wird – wie jetzt schon zeitweise spürbar – der Ausgleich dieser gesundheitspolitischen Misswirtschaft abverlangt. Bis an die persönliche und finanzielle Leistungsgrenze, und das noch zu völlig unzureichenden Bedingungen. Das kommt schon fast einer Enteignung gleich.

Nach unserer Einschätzung steht außerdem früher oder später die Überführung der Primärversorgungseinheiten entweder in staatliche oder völlig private Hand bevor. Und egal ob dadurch im einen Fall Misswirtschaft oder im anderen Fall Profitmaximierung entsteht: Es wird teurer. Und da der Gesamtkuchen nicht größer wird, werden die niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte weiter bluten müssen. Und genau dagegen lohnt es sich aus unserer Sicht zu kämpfen. Die freiberufliche Ärzteschaft ist der Garant für eine schlanke und effiziente Gesundheitsversorgung. Dafür brauchen wir angemessene und vor allem für alle Anbieter identische Arbeitsbedingungen, inklusive der Honorierung. Wenn Sie auch dieser Meinung sind, sind Sie in unserem Verein „Ärzteinitiative Plattform Freiwilligkeit“ herzlich willkommen.

 

Informationsmail 42 der Plattform Freiwilligkeit vom 19.11.19

Wie im September bereits angekündigt, wurde vor Kurzem der Verein „Ärzteinitiative der Plattform Freiwilligkeit“ gegründet. Vereinszweck ist die Förderung und Wahrung der beruflichen, sozialen, wirtschaftlichen und sonstigen Interessen von in Österreich angestellten und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten insbesondere auch durch die Kandidatur bei Wahlen in die Vertretungskörper der öffentlich-rechtlichen Standesvertretungen.

Der Verein ist politisch und weltanschaulich unabhängig sowie überparteilich. Zentrale Anliegen sind beispielsweise die Durchsetzung von angemessener Honorierung, guten Arbeitsbedingungen, vollständigem Kostenausgleich der uns vom Gesetzgeber und von den Sozialversicherungen verpflichtend aufgezwungenen Investitionen und Tätigkeiten (Beispiel ELGA), transparente Kammerpolitik sowie ein stabiler und nachhaltiger Wohlfahrtsfonds.

Es besteht selbstverständlich die Möglichkeit, sich aktiv oder passiv am Vereinsleben zu beteiligen. Unser Verein gibt allen Interessierten die Möglichkeit, auf demokratischen Weg einzugreifen oder einfach nur unsere Initiative passiv zu unterstützen. Das ist aus unserer Sicht eine gute Möglichkeit, neben unserer offiziellen Standesvertretung die Standpunkte der Ärzteschaft an der Basis zu verdeutlichen und so dafür Sorge zu tragen, dass auch die Interessen aller nach Möglichkeit umgesetzt werden.

Bei Interesse bitten wir um Kontaktaufnahme. Am Einfachsten: Den Aufnahmeantrag zum Herunterladen einfach ausfüllen und zurückschicken, faxen oder mailen. Wir melden uns umgehend bei Ihnen zurück.

 

Primärversorgung

Die Politik möchte die so genannte Primärversorgung stärken und bedient sich dabei so genannter „Primärversorgungseinheiten“. Doch ist es alles Gold, was gänzt? Wir haben die aus unserer Sicht notwendigen Voraussetzungen für vernünftige Primärversorgung im Sinne von Patientinnen und Patienten, aber auch Ärztinnen und Ärzten analysiert.

Informationsmail 41 der Plattform Freiwilligkeit vom 12.11.19

Vor etwa einem Monat wurde über den Honorarabschluss zwischen Kasse und Kammer diskutiert. Wir hatten alle Ärztinnen und Ärzte aus unserem Mailverteiler in diesem Zusammenhang um Bekanntgabe ihres Laboranteils gebeten. Dieser Bitte sind mehr als 50 Ärztinnen und Ärzte gefolgt. Einige von ihnen wiesen einen aus statistischer Sicht bemerkenswerten Prozentsatz auf, weshalb wir weitere Daten nachgefordert und einen weiteren Aufruf gestartet haben. In der Zwischenzeit verfügen wir über ein aussagekräftiges Bild, welche „Arten“ von Ordinationen die Gewinner und welche „Arten“ von Ordinationen die Verlierer aus dieser Umschichtung sind. Und das ist aus unserem Blickwinkel ein bemerkenswertes Bild.

Bevor wir mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit gehen, wollten wir jedoch unsere Vermutung unter vier Augen mit den Verantwortlichen in der Ärztekammer besprechen. Wir haben dem Kurienobmann-Stellvertreter und somit dem „obersten“ Allgemeinmediziner Niederösterreichs unsere Vermutung mitgeteilt. Und zwar mit der Bitte um Stellungnahme und Widerlegung bzw. Verifizierung unserer Erhebungen mittels der kammerinternen Daten, die sicherlich wesentlich besser geeignet sind, allein schon durch ihre Vollständigkeit. Wir verfügen ja nur über einen kleinen Teil der Gesamtdatenmenge.

Leider haben wir trotz mehrerer Nachfragen bis heute keine inhaltlichen Aussagen bekommen. Dabei müsste es doch ein Leichtes sein, den Beweis oder Gegenbeweis unserer Theorie anzutreten und jedenfalls zum ausverhandelten Ergebnis zu stehen. Doch leider werden wir Ärztinnen und Ärzte der Basis wieder einmal nicht mit den notwendigen Informationen versorgt. Und in der Kammer wundert man sich auch noch, dass die Vertrauensbasis immer weiter sinkt.

Sie müssen Verständnis haben: Da unsere Beobachtungen noch nicht überprüft sind, können wir selbstverständlich inhaltlich nicht damit an die Öffentlichkeit gehen. Aber wir arbeiten natürlich weiter daran, diese Transparenz herzustellen, die wir eigentlich von Kammerseite erwarten.